Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Monat: September 2006

Liebe Sonne

Die Sonne hat heut nicht gelacht,
und hat den Wolken Platz gemacht,
damit die Blümchen Wasser kriegen,
und nicht verdorrt am Boden liegen.  

Doch hörte ich mein Herz laut klopfen,
sah ich doch in jedem Tropfen,
Dein Antlitz und Dein Liebesleuchten,
die das Grau in Grau verscheuchten.

Jetzt träum ich hier so vor mich hin,
und hab die Sonne in mir drin…

Feuerspiele

Ein Streicholz, das trieb seine Scherze
mit einer kleinen Wunderkerze.
Als es im Spiel die Wand langschrammt,
da ist es plötzlich aufgeflammt
und hat so ziemlich unbegründet
die Wunderkerze mitentzündet.
Es freuten sich die beiden sehr
an ihrem schönen Lichtermeer.
Doch wurde beiden schmerzhaft klar,
wie kurz doch das Vergnügen war.
So war es heiss und spannend freilich,
doch die Folgen unverzeihlich –
willst Du im Spiel schon Feuer fangen,
dann ist`s für immer ausgegangen,
und wenn es wirklich Flammen braucht,
bleibt nur ein ein Köpfchen, das noch raucht…

Dichterethik

Du hältst das nicht für meine Dichtung,
hältst meinen Reim für Plagiat,
dann komm mit mir auf eine Lichtung,
und halt ein Stichwerkzeug parat. 

Mein Handschuh kommt wie angeflogen,
färbt Deine zarten Wangen rot,
Du hast den Degen kaum gezogen,
und kurz darauf bist Du schon tot.

Drum merke, bei den meisten Dingen,
so wie beim Dichten, bleib ich fair
doch beim Duell, will es gelingen,
kenn ich keine Ethik mehr…

Globalisierung

Wenn man durch das Städtchen bummelt
und der Darm gar böse grummelt,
sollte man zu Karstadt rennen
und sich von seinem Ballast trennen. 

Die Mitarbeiter sind zwar fort,
doch nicht – zum Glück – der stille Ort.
Die Klofrau ist, das stimmt mich heiter
seit heute auch noch Kaufhausleiter.

Ein paar mittellose Säufer
spielen Fleischwurstfachverkäufer.
In der Etage für die Damen,
die früher gern zum Bummeln kamen
regiert, so konnte man es lesen,
die Putzfrau mit dem Reisigbesen.

Im Musikshop riecht’s bäuerlich
und bei den Herren säuerlich.
Bei den Dessous stinkt’s nach Benzol,
im Souterrain mieft’s nach Karbol
und beim Käse in den Tresen,
dampft’s als würde was verwesen.

Das Buch in dem man gerne schmökert
wird von einem Typ verhökert,
der vor dem großen Wirtschaftstief
oft unter der Brücke schlief.
Und statt der Computerkassen
steh’n überall nur – Untertassen…
Die Idee so doof, dass man sich kringelt,
ist, dass die Kasse endlich klingelt.

Das Arbeitsamt in seiner Not
schickt das letzte Aufgebot.
Die Leute sind zwar mäßig willig,
doch Karstadt freut’s, denn sie sind billig.
Und statt bei der Verkaufsanbahnung
Betätigt man sich mangels Ahnung,
(schließlich ist man Quereinsteiger),
als vogelscheuchengleicher Schweiger.

Die Kosten, das war zu erwarten,
sinken in fast allen Sparten,
doch geht der Umsatz immer schneller
mit den Kosten in den Keller.
Denn entgegen der Erwartung;
der Kunde will trotz Geiz – Beratung,
obwohl es ihm ,wie man erzählt,
enorm am Zahlungsmittel fehlt.

Schließlich hat doch jetzt der Pole
volkswirtschaftlich unsre Kohle
Denn gelockt vom Hungerlohn
zieht die deutsche Produktion
wegen viel geringrer Kosten
lemmingleich in Richtung Osten.

Opel droht ganz unverhohlen
mit Verlagerung nach Polen.
Bayer ist zwar noch nicht da,
doch will man nach Malaysia,
wo Siemens, das hier Leute feuert,
seit Jahren den Gewinn versteuert.

Da wundert sich der kleine Mann,
wie das funktionieren kann.
In Deutschland muss man stempeln gehn,
beim Arbeitsamt um Stütze flehn,
muss sich zum Hungerlohn verdingen,
um seine Kinder durchzubringen.
Deshalb können wohl die meisten
sich Karstadt einfach nicht mehr leisten.

Und die Wirtschaft stöhnt und klagt
Über unsern Binnenmarkt,
der ganz tief am Boden liegt
weil Geiz als Volksparole siegt.

So treibt man die Konsolidierung
weiter mit Globalisierung,
obwohl man weiß, dass Dividende
füllt zuerst mal jene Hände,
die von des Füllhorns schönen Gaben
ja ohnehin schon reichlich haben.

Man übersieht nicht unbeflissen,
fast so, als würde man nicht wissen,
dass man als Durchschnittsfrau und -mann
Dax und Co nicht essen kann,
und dass, auch wenn die Branche schnauft,
ein Auto nie ein Auto kauft…

Gemeinwohl

Es war ein braver Steuerzahler,
der immer seine Pflicht getan,
keinen kleinen Euro stahl er,
dieser Steuermustermann. 

Doch gab es viele Steuersünder,
und eine Wirtschaft voller Schatten
so dass zuhause seine Kinder,
am Ende nichts zu essen hatten.

Viel Steuern hat der Mann entrichtet,
mehr als er wirklich konnt´ entbehrn,
denn schließlich war er ja verpflichtet
und zahlte stets, obwohl nicht gern.

Sie litten unter leeren Kassen,
zuerst kein Kindergartenplatz,
und dann bei riesig großen Klassen
war alles Lernen für die Katz.

Der gute Mann macht sich Gedanken,
was kann ich fürs Gemeinwohl tun,
ich könnte rauchen und mehr tanken,
und schuften ohne auszuruhn.

So kämpft er weiter voller Eifer
zum Stopfen seiner Hungermünder,
für seinen Chef den üblen Schleifer
und rücksichtslosen Steuersünder.

Gemeinwohl scheint am End zu heißen,
das muss man realistisch sehn,
wenn schwarze Schafe uns bescheißen:
Gemeinheit führt zu Wohlergehen…

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