Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Monat: März 2009

Der Fährmann

Es greift der Tod mit kalten Händen,
nach einem Herzen, jung und rein,
kommt zarten Atem jäh beenden
und lässt es kaum ein Leben sein.

Wie wahllos und uns kaum verständlich
so folgt er seiner Henkerpflicht,
zeigt grausam, wir sind nicht unendlich,
löscht kalt des Lebens Flackerlicht.

Mal naht er schnell, mal erst nach Jahren,
doch ist der Zeitpunkt unbestimmt,
wann wir mit ihm als Fährmann fahren
und wann er uns den Herzschlag nimmt.

Greift er schon früh nach einer Seele ,
nach einer viel zu kurzen Zeit,
fragt manche schmerzgeschnürte Kehle
nach Liebe und Gerechtigkeit.

Doch scheinen viele, die verweilen,
trotz Jahren, ohne Daseinssinn,
weil sie durch ihre Tage eilen –
wie blind – und gehen sinnlos hin…

Neid (eine Fabel)

Eine kleine Sumpfschildkröte
bläst auf einer Schilfrohrflöte
eine wunderschöne Melodei
da kommt ein Breitmaulfrosch vorbei.

Prüfend schaut er auf die Flöte
der besagten Sumpfschildkröte.
Es regt sich in ihm Flötenneid,
denn sein Maul ist viel zu breit.

Da sagt zu ihm die Sumpfschildkröte,
ich sehe deine Seelennöte,
nimm dir doch vom Pan die Flöte
für’s persönliche Getröte –
doch die gibt es, wie bekannt
leider nur nur in Griechenland.

Den Kopf voll Feuereiferröte
in der Hoffnung auf’s Geflöte,
beeilt der Frosch sich wirklich sehr
und hüpft verzückt ins Mittelmeer.

Ein Raubfisch schwimmt im Wellental
auf Pirsch nach einem Mittagsmahl,
schaut, ob sich ne‘ Chance böte,
auf ’nen Frosch oder ’ne Kröte –
denn statt immer Fisch zu essen,
will er mal was andres fressen.
Er ist ein Fan von Haute Cuisine
und schwimmt sofort und hungrig hin.

Der Frosch fragt nach dem Weg zur Flöte,
doch der Fisch hat eigne Nöte,
denn ihn plagt der Hunger sehr
im leergefischten Mittelmeer.

Drum, ohne weiter rumzuplänkeln,
frisst er den Frosch, nebst zarten Schenkeln,
und freut sich, dass er Frösche tötet,
statt dass er blöde Lieder trötet.

Zuhause sitzt die Sumpfschildkröte
und bläst auf ihrer Schilfrohrflöte,
eine süße Melodei,
und jetzt ist das Gedicht vorbei…

Doch noch spricht der Freizeit-Goethe,
seid nicht neidisch auf’s Geflöte,
bleibt bei euren eignen Leisten,
das ist besser – für die meisten…

Zerträume nicht

Denk dir nicht den Alltag schön,
zerträume nicht den Tag,
leben heißt nicht stillzusteh’n,
damit es glücken mag.

Leg nicht die Hände in den Schoß,
für trügerische Ruh‘,
am Ende bleibt dir nämlich bloß
ein fremdbestimmtes Du.

Flüchte nicht in Illusion,
stattdessen bleib dir treu,
und das Glück macht sehr bald schon,
dein ganzes Leben neu….

Essenzen

Wie schmecken deine Küsse wild,
nach köstlichen Essenzen,
dein Duft ist würzig und doch mild,
voll feiner Ingredienzen.

Was sacht uns in die Lust verwebt,
ist wie ein weiches Blatt,
das zwischen uns zu Boden schwebt
und feine Härchen hat.

Dein Blick verschleiert, feucht dein Haar,
wirkst Du so weit entrückt
und dennoch ganz unfassbar nah,
dass es mich fast erdrückt.

Das Wasser spielt um deine Brust,
es dampft, es perlt und fließt,
bis unbezähmbar heiße Lust,
sich in mein Sein ergießt.

Im Kuss verbunden drehe ich,
dich tief erregt und stumm,
mit sanftem Druck, nicht zögerlich
den Atem schwer, herum.

Vom Nacken strömt der warme Strahl,
befreit und ungezähmt,
verlockend glitzernd in dein Tal,
mein Herz scheint wie gelähmt.

Du beugst Dich fügsam, ohne Zwang,
und zeigst mir, Du bist mein,
folgst still dem ungestillten Drang
und lädst mich zu dir ein.

Ich führe dich, in dir versenkt,
durch unser süßes Spiel,
in Liebe eins, von Lust gelenkt
gelangen wir ins Ziel.

Du drehst dich zu mir, schaust mich an,
suchst meinen warmen Kuss,
ich zieh dich ganz zu mir heran,
weil ich dir nah sein muss.

Jetzt schmecken deine Küsse mild,
voll süßer Ingredienzien,
doch ist dein Duft, jetzt voll und wild,
aus würzigen Essenzen.

Senf

Mehr Achtung vor des andern Gaben,
in dieser Welt, das wünsch ich mir,
die Erde könnte Frieden haben,
wär Schweigen eine Menschenzier.

Hab ich nicht wirklich was zu sagen,
dann beiß ich mir die Lippen wund,
statt irgendwas hinauszutragen
mit meinem nimmermüden Mund.

Doch seh ich ein, da sind Milliarden,
und jeder sagt so viel dahin,
würd ich zu sehr im Selbstschmerz baden,
ob jedes andern Eigensinn,

ich käm nicht mehr zu meinen Dingen,
und Menschen, die mir wichtig sind,
mein Leben könnte kaum gelingen,
als Fähnchen in des andren Wind.

Drum will ich mich nicht sehr erhitzen,
wenn jemand anders anders meint,
weil jedes fremdbestimmte Schwitzen
mir mehr als überflüssig scheint.

Rache

Mit meinem Schnarchen ist’s ’ne Sache,
aus der ich schlicht kein Drama mache,
weil ich, wenn ich lauthals röhre,
meinen Output gar nicht höre.

Nur die Frau, die bei mir wacht,
weil sie um den Schlaf gebracht,
zählt frustriert ein Heer von Schafen,
denn sie möchte endlich schlafen.

Schließlich nimmt sie sich ein Messer,
sticht kurz zu und fühlt sich besser.
Still ist’s nun, doch nicht zum Lachen,
den Sex muss sie jetzt selber machen,

oder macht sich auf die Pirsch
nach einem neuen strammen Hirsch,
der ihr jedoch die Liebesnacht,
wie ich zuvor, zur Hölle macht,

weil er, nach zarter Liebesgunst,
ihr ständig in die Ohren grunzt,
und, was ihr den Schlaf vergällt,
in ein Röchelkoma fällt.

Wieder hört man laute Flüche,
aus dem Viereck ihrer Küche,
wo sie auf die Liebe pfeift
und wieder nach dem Messer greift,

mit dem sie, unter Zornespredigt,
sich auch des nächsten Herrn entledigt,
und, nachdem der Ärmste stirbt,
so ein Plastikding erwirbt.

Das brummt zwar wie ein Katzenbauch,
doch Spaß macht die Maschine auch,
und wird, nachdem sie ihres Amtes waltet,
per Knopfdruck einfach abgeschaltet.

Dann schläft sie friedlich lächelnd ein,
und lässt die Schnarcher Schnarcher sein…

Letzte Bänder

Der fahle Mond nährt sorgsam kahle Zweige
mit seinem nüchtern kalten Spiegellicht,
des Sommers Leuchten geht zur letzten Neige,
wenn kühler Wind die späte Wärme bricht.

Das nasse Blattwerk treibt verspielt im Regen,
von müden Bäumen, die ins Rot sich färben,
ich will mich jetzt noch nicht zur Ruhe legen,
in einer Herbstnacht möchte ich nicht sterben.

Es fällt der weiche Schnee aus Wolkentürmen,
die nackte Erde färbt sich sittsam weiß,
schon bald, inmitten von Dezemberstürmen,
schließt sich auf stillem See ein Hauch von Eis.

Umspielt vom Silberschein der sanften Flocken,
entspringt am Fuß der schwer behängten Weiden,
ein erstes zartes Grün von Osterglocken,
im Winterschlaf der Welt will ich nicht scheiden.

Im März verzaubern fröhlich neue Triebe,
die Welt mit ihrem bunten Farbenspiel,
in Knospen lockt ein Glaube an die Liebe,
die jüngst dem harten Frost zum Opfer fiel.

Ein Hoffnungsfunke spricht aus jungen Blüten,
wenn sie, sich öffnend, in den Sommer weisen,
mein Herz geht auf in diesem satten Brüten,
im Frühling möchte ich nicht heimwärts reisen.

Hell strahlt das Licht aus üppig gelben Feldern,
sein Zauber füllt die Welt mit praller Lust,
ein tiefer Tannenduft aus grünen Wäldern
erfüllt mit Kraft und Hoffnung meine Brust.

Erst wenn zuletzt die schönen Tage weichen,
und wir von fern des Malers Leinwand sehen,
wenn Herbst und Sommer sich die Hände reichen,
bin ich bereit, den letzten Weg zu gehen.

Doch kommt das Ende nicht nach dem Kalender,
auch weiß er nicht, wann Du berufen bist.
Drum leb ich so, dass meine letzten Bänder
sich lösen, wenn in mir ein Sommer ist…

Verknallt

Es wibbelt, es kribbelt, es hibbelt es juckt,
es zittert, es rüttelt, es schüttelt, es zuckt,
ich habe mich offenbar in dich verguckt.

Es flattert, es rattert, es schnattert, es lallt,
es plappert, es klappert, es rappelt, es hallt,
ich hab mich wohl tierisch in dich verknallt.

Es flötet, es flirtet, es flüstert, es fiept,
Es grummelt, es hummelt, es fummelt, es gibt,
ich habe mich unsterblich in dich verliebt.

Es prickelt, es fickelt, es vögelt, es poppt,
doch jetzt wird’s persönlich, drum wird hier gestoppt.

© 2024 Terrabella

Theme von Anders NorénHoch ↑