Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Monat: Januar 2010

versiegelt

Ich hab die Tür leis zugemacht
sie mit dem Siegel „Stolz“ beklebt,
tat es bedächtig, sacht, ganz sacht,
um nichts zu töten, das noch lebt.

Der letzte Ruf blieb ungehört,
ist nach und nach im Schwarz verhallt,
ein Duft hat mich noch kurz betört,
doch er verging, und mir war kalt.

Mein Uhrwerk hab ich neu gestellt,
ein letztes Mal dreh ich mich um,
vor mir liegt eine ganze Welt,
zurück bleibt nur ein Vakuum…

Nur auf ein Bier zu mir…

Von unten wirken deine prallen Brüste,
wie Luftballone auf nem Trampolin,
„Mit was gefüllt?“, ist’s was ich gerne wüsste,
mit heißem Gas, mit Gel, mit Glyzerin?

Vor meinen Augen tanzen kecke Spitzen,
parabeln munter, streifen meine Haut,
als wollten mich zwei Pendel blutig ritzen,
ich denk an Poe und fürchte den Knockout.

Spür mich mit links in deine Früchte langen,
ich greife wie von Sinnen in die Pracht.
Will einen Nippel mit den Zähnen fangen,
die rechte Hand zieht tiefer in die Schlacht.

Dein Hintern pumpt auf meinem Bohrgestänge,
und Schweiß von deinem Unternabelbauch,
rinnt scharf wie Säure über mein Gehänge,
ich stöhne lauthals, hör, Du wimmerst auch.

Ich fasse endlich deine Hinterbacke,
mein Kopf vibriert in deinem Glockenspiel,
Du bläst enthemmt zur tödlichen Attacke,
wie eine Hexe auf dem Besenstiel.

Mich schwindelt, als die letzten Sinne schwinden,
Du zitterst und der Schweiß von deiner Stirn,
lässt meine Augen feuerheiß erblinden,
brennt sich wie Lava in mein wirres Hirn.

Du bäumst dich auf, brichst dann erschöpft zusammen,
auf mir, und stirbst den zuckersüßen Tod,
in mir verknistern ein paar letzte Flammen,
ich schnapp nach Luft aus tiefster Atemnot.

Wir lächeln glücklich, schmusen in den Kissen;
ich brauch ein Bier nach diesem wilden Ritt.
Fast fürchte ich, Du willst davon nichts wissen,
da küsst Du mich und lachst: „Bring mir eins mit…“

Eigenartig

Eigenartig liegst Du im Schatten.
Spiel
st die Liebe
voll
er Lust,
los
gelöst dein Haar.
Genau
das habe ich gesucht.
Verhalten
atme ich deinen Duft,
Kerzen
streicheln deinen Leib.

Worte…

öffnen
TÜREN
gehen zu
HERZEN
gehen auf

rühren zu
TRÄNEN
lügen nicht

reißen
WUNDEN
heilen mit der Zeit

sprechen von
LIEBE
ist auch nur
EIN WORT
kann eine Brücke sein

Kommunikation

Zieh dich aus und mach dich nackt,
steh vor mir ganz unbedeckt,
sei, bekleidet noch, ein Akt,
der mein sanftes Raubtier weckt.

Dann erst zieh die Kleider aus,
zeige dich in deiner Pracht,
nackt, ganz nackt – und überaus
beglückend wird die Nacht

Projektionen?!

Ich seh in dir, was ich mir ständig schulde,
ein heller Strahlenkranz von fern geglaubtem Glück,
doch statt vom kalten Spiegel, den ich morgens nur erdulde,
fällt es aus dir zu mir als Lichterblitz zurück.

Nur will mir scheinen, dass ich dir was stehle,
wenn ich in dir den Urgrund meiner Seele spür,
lieb ich dich nur verängstigt, dass ich mich nicht mehr verfehle,
dann leb ich nur die Pflicht, und liebe nur die Kür.

Nun steh ich hier und blicke auf die Teile,
kann sie wie Inseln in des Daseins Wassern sehn,
so wie Atome, die im Molekül für eine Weile
durch dich verknüpft in tieferer Verbindung stehn.

Geh bitte nicht! Ich will nicht mehr alleine,
ein halbes Ich sein, das ein seltsam halbes Leben lebt,
nimm deinen Mut und deine Kraft und knüpfe sie an meine,
weil meine Sehnsucht in dir nach Erfüllung strebt.

Ende eines Lebemannnes

Ich sah in den Spiegel, fast kindlich erstaunt,
das Alter wog schwer in jetzt müderen Zügen,
in mir eine Stimme hat leise geraunt,
Du konntest die Frau, doch den Tod nicht betrügen.

Ich nahm ihre Herzen, sie hielten mich jung,
mein Preis für die Jugend, ein Raubbau an Kräften,
erst Sehnsucht… dann Leere… Verbitterung,
bei langsam versiegenden männlichen Säften.

Mein Antlitz entzaubert, ich zählte sie stumm,
die Schneisen und Furchen, die Priele und Falten,
in meinem Gesicht und ich fragte warum
gelang es mir nicht, deine Liebe zu halten.

Ich floh durch mein Leben, des Ende bald naht,
ich stählte mein Ego und stahl von den Frauen,
doch hätt‘ ich nur einmal mein Sehnen bejaht,
ich müsste nicht wütend den Spiegel zerhauen.

So steh ich in Splittern, entgeistert, verwirrt,
erkenne mich selbst in zerborstenen Scherben,
vom Teufel gehetzt durch mein Leben geirrt,
von Lüsten entstellt, muss ich einsam nun sterben.

Reise

Du schaust mich an und flüsterst leise:
„Komm! Küss mich sanft, und halt mich fest.
Dann nimm mich mit auf eine Reise,
die mich die Welt vergessen lässt.“

Ich seh dich an und lächle leise:
„Weil Du für mich die Liebe bist,
geh ich mit dir auf diese Reise,
bei der das Ziel ein Anfang ist…“

Sternenblütenseidenhaut

Deine Augen heißen Sterne,
deine Lippen könnten Blüten sein,
in tiefster Nacht aus großer Ferne,
erstrahlt ihr Rot im hellen Sternenschein.

Deine Haare weich wie Seide,
golden schimmert deine feine Haut,
Dein Körper eine Sommerweide,
nie hab ich derart Schönes angeschaut.

Seh ich deine sanften Züge,
scheinen meine Worte ohne Wert,
doch auch, wenn ich dir nicht genüge,
find ich dich mehr als nur begehrenswert…

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