Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Autor: Thomas (Seite 2 von 25)

Halbschlaf

Heut Morgen scheint der Regen
die kühle Sonne macht mich nass,
ich werd mich in die Küche legen
und koch im Schlafraum irgendwas.

Auf einmal weht der Hagel,
der Wind klopft plätschernd auf mein Dach,
ich hau den Hammer mit dem Nagel,
und klingel meinen Wecker wach.

Tango

Was macht das Leben lebenswert,
Was lässt es uns besingen?
Was macht es leicht und was beschwert,
Was macht es Tanz, was macht es Ringen.

Lernst Du das Leben endlich ganz
Verstehen und durchdringen,
Siehst Du, das Ringen ist auch Tanz,
Und jeder Tanz ist auch ein Ringen.

Winterglück

Jäh ist es vorbei, das Chillen
auf dem heimischen Balkon,
Schluss mit abendlichem Grillen,
denn die Kälte kommt bald schon.

Dennoch können wir uns freuen,
trotzen wir doch jedem Schnee
mit diversen Teegebräuen,
Punschen, Grog und Jagertee.

Kassler, Wirsing, Kohlrouladen,
Marzipan und Mandelkern,
Plätzchenduft in Glühweinschwaden,
Tannenbaum und Weihnachsstern,

lassen uns den Winter lieben;
können wir doch unbeschwert
auch manch ruhige Kugel schieben
mit der Gans im Umluftherd.

Mit der Zeit

Wenn Du jetzt gehst, zerspringt das All in abertausend Stücke,
die Sterne stürzen sterbend aus dem Schwarz der warmen Nacht,
zerschellen klirrend auf den letzten Metern unsrer Brücke,
ich falle kopflos, wie aus einem Fiebertraum erwacht.

Das Bodenlose scheint mir letzte Heimat ohne Seele
in der ich jetzt und alle Ewigkeit gefangen bin.
Der Durst nach deiner Nähe brennt wie Feuer in der Kehle,
die Lust auf deine Haut vernebelt traurig meinen Sinn.

Ich spür den Aufschlag nicht auf diesem Ozean der Scherben,
bin fast betäubt vom Schmerz, der wie ein Sturmwind in mir tost,
kann ohne dich nicht leben und will ohne dich nicht sterben,
find weder Linderung noch irgendeine Form von Trost.

Ich schließe meine Augen, seh dein Lachen und ich träume,
Du wärst bei mir mit deiner uferlosen Zärtlichkeit,
durchstreif auf Strernensplitterböden suchend leere Räume,
doch finde nur Gedanken, die verblassen mit der Zeit.

Im ICE (511 nach München)

Ich sitze hier im ICE,
noch müde und mein Kreuz tut weh.
Die Landschaft zieht an mir vorbei,
doch ist mir ziemlich einerlei.

Mein viel zu kleines Hasenbrot
von gestern Abend schmeckt schon tot.
Vom Bordbistro der Milchkaffee
kennt Bohnen nur als Grundidee.

Gepaart mit einem Wurstbaguette
wär es zumindest halbwegs nett,
lief nicht die Heizung unter mir
mit halber Kraft, so dass ich frier.

Der Typ am Fenster pennt, welch Pech
an meiner Schulter, schnarcht auch frech
und räkelt sich, mir wird ganz flau,
an mir als wär ich seine Frau.

Zuerst verblüfft, dann wird mir klamm
und schließlich schwillt mir ganz der Kamm.
Der Typ ist, was mich tierisch grämt
beim Kuscheln ziemlich unverschämt,

weshalb ihn ihn mal eben – Schwups!
mit Schmackes in die Ecke schubs,
worauf der Kerl, der lamentiert
den Zugbegleiter herzitiert.

Doch dieser zeigt sich unberührt,
weil er sich unzuständig spürt.
„Die Heizung“, sagt er „guter Mann,
ist kalt, da schmiegt man sich halt an.

Ihr Nachbar ist mitnichten schwul,
er ist das neue Heizmodul
und ist bei uns für kleines Geld
als Minijobber angestellt.“

Ich ächze und ich springe auf:
„Hau endlich ab, da pfeif ich drauf.
Es fehlt nicht viel, was eklig ist,
dass mich der Blödmann auch noch küsst.“

Kaum sag ich das, spür ich, die Wut
tut meinem Kreislauf gar nicht gut.
Ich denke noch:“Das gibt’s doch nicht!“,
gerate aus dem Gleichgewicht

und stürze schneller als der Blitz
auf den Kretin vom Nebensitz.
Der pennt schon wieder und seufzt leis:
„Mein Schatz, wie schön, ich bin so heiß.“,

„Ich brülle noch, ich bin nicht bi!“,
bevor ich aus dem Wagen flieh.
Am allernächsten Halteort
setz ich den Weg per pedes fort

und frag mich ernsthaft: „Hat das Charme,
die Heizung kalt, die Gäste warm,
wenn Du, was sehr wahrscheinlich ist,
kein Typ vom andern Ufer bist?

Das nächste Mal buch ich nen Flug,
denn ich bin’s satt und hab genug
vom Kuschelkurs im Schmusezug.

Chaos, Sonne

Du bist das Chaos, aber auch die Sonne.
Du bist die Wirrnis, aber auch ein Ziel.
Ich bin der schwere Denker in der Tonne
Ich bin der Kopf mit Angst vor dem Gefühl.

Wir hatten wirklich sehr besondre Tage
gemischt mit Zweifeln, aber wunderschön,
wär’s sehr vermessen, wenn ich frage,
ob wir uns mal auf einen Kaffee sehn?

Ich habe seinerzeit zuviel geschwiegen
hab stets gedacht, wenn Du mich nicht befragst,

wenn wir so warm in unsern Kissen liegen,
dann, weil Du dir aus Angst ein Mehr versagst,

von dem Du glaubst, es würde dich verbiegen,
obwohl Du sonst doch nur Gespenster jagst.

Im Traum

An meiner Wand, dies eine Haar,
Dein Duft hängt zart im Zwischenraum,
In dem dein Atem Lust gebar
Und deine Lust mir einen Traum.

Ich schmecke noch den letzten Kuss,
Mir brennt dein Blick noch auf der Haut,
Mir noch im Ohr – dein Reissverschluss
Dein Seufzer und der süße Laut,

Als ich, als sei es ein Versehn
Mit einer Drehung meiner Hand
Bestimmt, doch sanft und erogen
Den Weg in deine Sänfte fand.

Du zogst, ich schob, Du zogst mich mehr,
Ich schob, Du zogst – mit einen Mal
Brach meine letzte Gegenwehr.
Ich schob, Du zogst, dies Ritual

Es zog – sich hin. Bis irgendwann
Wir zwei entgrenzt und uferlos,
Was ich kaummehr erinnern kann,
Dein Du, mein Ich in deinem Schoß

Verschwammen. Als die Woge kam
Da waren wir wohl lange schon,
Obwohl zu zweit nur, polygam,
In dieser fremden Dimension.

Als Du dann gingst, blieb da dies Haar,
Dein Duft, so zart im Zwischenraum,
In dem ich eben glücklich war
Mit dir, mein Traum im Traum im Traum.

Zyklus (Abschied und Wiederkehr)

Abschied

Die Häuser tragen heute keine Farben.
Ihr Antlitz fließt, verschwimmt mit dem Asphalt.
Sie tragen Trauer. Mauern starr und kalt,
Die Gärten nackt, als wenn sie jüngst verbarben,

so liegt die Straße mit den Pfützennarben
wie tot – ein kaum belebter Sachverhalt.
Nur eine fest vermummte Scheingestalt
durchstreift die warmen Schatten, die verstarben,

als Du mich küsstest und mir noch im Gehen
ein Lächeln schenktest, dass mich schmerzend traf.
Ich war gelähmt, hing mit der Tür im Rahmen,

und ließ, was war, wie fremd mit mir geschehen,
bis mir in diesem trauerschweren Schlaf,
in einem Akt der Kraft die Tränen kamen.

Wiederkehr

Die Häuser schmücken kunterbunte Fahnen.
Ihr Antlitz strahlt, wie lüstern lacht die Stadt.
Die Bäume grünen, Gärten leuchten satt.
Die Luft schmeckt süß und marzipanen,

Im Licht der Sonne glänzen cellophanen
die letzten Pfützen. Menschen gehen matt
doch fröhlich Ihren Werken nach. Es hat
der Tag ein flüsterleises Dich erahnen,

Das ich kaum greifen kann. Ein tiefes Sehnen
Erfüllt mein Herz mit Lust und geisterhaft
mit Freude, dich zu sehn. In meinen Fasern,

wie auch im wirren Flechtwerk meiner Venen,
verweht der Schmerz und eine frische Kraft
will meine Haut mit deiner Liebe masern.

Nie mehr

Nun keimt in mir, was ich schon lange heimlich spüre,
von dem ich niemals glaubte, dass es wirklich lebt.
Doch ist so stark, was durch dein Dasein aus mir strebt,
dass ich mein Leben seither lächelnd anders führe.

Du kamst in jener Nacht und tratst durch meine Türe,
Ich war beseelt, von deiner Schönheit ganz durchwebt.
Nun fühl ich, wie mein Herz erschüttert ist und bebt,
Wenn ich dein ganzes Du mit meinem Ich berühre.

Ich weiß genau, dass in den achtzig Jahren Leben
Das Glück oft kommt und wieder mit dem Wind verweht,
Dass all die schönen Dinge viel zu schnell entschweben,

Wenn man durch Angst entmutigt vor dem Wunder steht.
Drum glaube mir, ich kann und will dir alles geben
Damit die Liebe zwischen uns nie mehr vergeht.

Frauenversteher

Wer Frauen verstehn will, der braucht eine Fibel,
den Brockaus, den Duden, das Tantra, die Bibel,

wer Frauen verstehn will, mutiert zum Poeten,
verwöhnt ihre Körper mit seinen Sekreten.

Wer Frauen verstehn will, der zückt seine Karten
und während sie shoppt, muss Stunden er warten.

Wer Frauen verstehn will, glaubt auch an Gespenster,
da ist es fast schlauer, er springt aus dem Fenster.

Wer Frauen verstehn will, der sieht schmerzlich ein,
„Das Ganze ist sinnlos – Ich lasse es sein!“

Augenwischerei

Der Mensch ist eine Marionette,
gepeinigt durch das Rad der Zeit,
und „Freiheit“ nichts als ne Plakette
für seine Ausweglosigkeit.

Da ist kein edler, freier Wille
nur Ödnis und ein Jammertal
Geschönt durch eine rosa Brille
erscheint das Chaos rational.

So rennt der Mensch an Puppenschnüren
durch diese Welt und denkt sich frei,
und lässt sich in die Irre führen,
von blinder Augenwischerei.

Dein Blick, der mir vertraut

Der Morgen graut.
Mit meinem ersten Wimpernschlagen
Spür ich dich warm in meinem Bauch.

Mein Herz schlägt laut,
Pocht oben hoch bis mir zum Kragen,
Und weiter unten pocht es auch.

Auf meiner Haut
Bestreicht mich voller Wohlbehagen
Der Duft in deinem Atemhauch.

Und was ich brauch,
Um mich durch meinen Tag zu tragen,
Ist nur dein Blick, der mir vertraut.

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