Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Kategorie: Liebe (Seite 3 von 8)

Meine Liebesgedichte

Wie der Wind

Wenn wir so sind, dass sich die Ähren biegen,
vom gleichen Takt beschwingt, einander wohlgesinnt,
dass sich die Wipfel sanft, doch majestätisch wiegen,
sich leis im Blattwerk ein Gespräch entspinnt,

wenn wir so sind, dass Blütenkelche schaukeln,
als Wellendach auf einem Stängellabyrinth,
dass Schmetterlinge über diesen Wogen gaukeln,
wie süß beschwipst von köstlichem Absinth,

wenn wir so sind, dass Wiesen Lieder säuseln
von Ewigkeit, in der des Menschen Zeit verrinnt,
dass sich die Lebenswasser voller Sanftmut kräuseln,
dann sind wir wie der Wind, geliebtes Kind.

Wen anders

Ich kann dich nicht zum Maßstab machen,
ob manch Erlebnis, statt zum Lachen,
im Wirklichkeit zum Weinen ist,
weil Du für meines Lebens Sachen
zumeist auch nicht die Quelle bist.

Ich würde auch zuviel verlangen.
Vermutlich wärest Du befangen,
weil Du auf mich mit Augen schaust,
die liebend um mein Schicksal bangen,
wenn mich des Lebens Sturm umbraust.

Ich will mich deshalb nicht verstellen,
denn Du sollst dich dem zugesellen,
der ich in meinem Herzen bin,
damit Du in des Lebens Schnellen
mir mehr bist als Besucherin.

Ich will nicht zögernd radebrechen,
zeig mich mit meinen ganzen Schwächen,
dass Du nicht blind Gefühle gibst
und mich, ob trügender Versprechen,
am Ende als wen anders liebst.

Hoffnungsscheite

Ich sah in dir die Hoffnungsscheite,
das letzte Zündholz und die sommerwarme Nacht.
Doch erst, als ich mich von dem Bild,
und dich von seiner Last befreite,
hast Du mit mir das Feuer unsres Glücks entfacht.

Stillleben

Aus dem Tisch ragt gravitätisch,
deine Tasse, weiß wie Schnee,
stolz und seltsam majestätisch:
ein Vulkan voll Milchkaffee.

Links daneben ruht dein Teller,
wie ein Porzellangewässer,
darauf, fast wie ein Propeller,
liegt dein Marmeladenmesser.

Milch ist auf den Tisch geflossen,
Krümel treiben in der Pfütze,
so wie schwarze Sommersprossen,
aus der Wurzel der Lakritze.

Alles scheint auf dich zu weisen,
alles spricht nur einen Satz:
„Halte sie, lass sie nicht reisen!
Hier am Tisch, da ist ihr Platz.“

Feuerwehr

Ich hab den frühen Morgen ohne Falten
als frisches Laken in die Zeit gespannt,
die Nacht hat lichterloh in uns gebrannt,
jetzt will die Glut nur zögerlich erkalten.

Von der Matratze zog den Hauch von Schwüle
ich sorgsam ab, wie ein Geschenkpapier,
jetzt hängt ihr warmer Dunst wie ein Panier
in meiner Luft – aus meinem Bett steigt Kühle.

Ein Rest von Lust glüht in den neuen Stunden
aus Scheiten zärtlicher Erinnerung,
ein Sehnen hat als feine Maserung
den Weg in unser Zunderholz gefunden.

Komm bald zurück! Wir legen neue Brände,
dann spielen wir in Kissen Feuerwehr.
In unsern Körpern tost ein Flammenmeer
und brennt uns zischend Blasen in die Hände.

ein Haar

Auf meiner Decke treibt ein Haar,
erzählt von unsrer ersten Nacht.
Die Luft war warm und sternenklar.
Es ruht im Meer und schaukelt sacht.

Aus meinem Laken klingt ein Haar.
Als ich dich wie die Geige hielt,
bot es sich mir als Saite dar.
Ich habe leis auf ihr gespielt.

Auf meinem Kissen schwebt ein Haar.
Als Fragezeichen ruht es da.
Nach einem Traum, der Antwort war,
verheißt es mehr, als je geschah.

Tagebuch

Ich möchte dich in frühen Kinderschuhen küssen,
in kurzen Hosen mit dir durch die Wälder streifen,
an deiner Seite langsam in die Zukunft reifen,
und mit dir werden, ohne dies zu schnell zu müssen.

Ich möchte mit dir bunte Drachen steigen lassen,
mit dir aus kleinen, selbst geschossnen Plastikflaschen
auf Kirmesbänken bunte Liebesperlen naschen,
und dich beim Rummelbummel an den Händen fassen.

Ich möchte mit dir winters auf den Schlitten lachen,
auf Stelzen kichernd durch die Sommer staksen,
im Takt der Jahre mit dir durch die Jugend wachsen,
und wenn es an der Zeit ist, erstmals Liebe machen.

Ich möchte unsre Nasen aneinander reiben,
an deinen Lippen meine neue Heimat finden,
das Tagebuch des Lebens kunstvoll mit dir binden
und jede Seite eng mit unserm Glück beschreiben.

Reisefieber

Hab Reisefieber, seit ich dich getroffen,
ich schnür mein Bündlein, doch mein Ziel ist offen.
Ich packe pfeifend meine Siebensachen,
Geduld, Begehren, Kraft und Mut, mein Lachen,
Vertrauen, Lust und Liebe ohne Schranken.
Ach, das sind acht? Ich will dem Schicksal danken,
und wär am Ende wirklich nicht verwundert,
fänd ich, bevor der Koffer voll ist, hundert.

gewählt

Ich habe dich gewählt aus einem Meer von Sternen,
entnahm dem Glitzern das mir allerhellste Stück,
ich blickte auf und sah: alsbald nach dem Entfernen,
blieb mancher Stern verblüfft im tiefen All zurück.

Ich habe dich gewählt aus einem Meer von Fischen,
und angelte gezielt den schillerndsten heraus,
nun sehe ich die andern ihre Tränen wischen,
das sieht im Wasser jedoch etwas seltsam aus.

Ich habe dich gewählt aus einem Meer von Blüten,
doch nicht die Farbe wars, es war der süße Duft,
den ich erwählte, um ihn fortan zu behüten.
Die andern Blumen schauen schniefend in die Luft.

Ich habe deins gewählt aus einem Meer von Herzen,
es hat hat so ähnlich wie mein eigenes geklopft,
die andern stehn in einem Wald von Hoffnungskerzen,
aus deren Wachs uns Zukunft in die Liebe tropft.

Setzlinge

Zwei Setzlinge aus einem Kern,
doch je an andrem Platz gezogen,
so waren wir uns räumlich fern,
doch stets einander zugewogen.

Auf einmal kam der warme Wind,
und sah uns Sehnsuchtstränen weinen,
blies unsern Samen wohlgesinnt
zum gleichen Ort, uns zu vereinen.

Jemanden lieben

Jemanden lieben heißt vor allem fragen,
zuerst den Menschen im Geschlecht zu sehen,
sich ohne Grenze zu ihm hinzuwagen,
und im Geliebten auch zum Freund zu gehen.

Jemanden lieben heißt sich ganz entblößen,
sich ohne Scheu dem andern zuzumuten,
mit ihm des Lebens Schnellen zu durchflößen,
und ihn, mit allem was man ist, zu fluten.

Jemanden lieben heißt es laut zu sagen.
Doch auch im stillen Tun kann er verstehen,
denn selbst im Schweigen liegt ein Brückenschlagen,
und auch auf dieser Brücke kann man gehen.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 Terrabella

Theme von Anders NorénHoch ↑