Terrabella

Gedichte gegen das Alltagsgrau...

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Wind und Wetter

Die Welt erstarrt zu Salz im feuchten Dunst der Schwüle,
liegt wie gelähmt im gleißend hellen Sonnenlicht.
Lethargisch sehnt sie sich nach einem Hauch von Kühle,
der lindernd durch den Film des Hitzeflimmerns bricht.

Mein Leib verbrennt in dieser weißen Feuermühle
zu Asche. Schweiß verätzt wie Säure mein Gesicht.
Bei Nacht, wenn ich mich einsam durch die Kissen wühle,
spür ich auf nassen Laken meine Sehnsucht nicht.

Die Tür geht auf, Du stehst gemalt im Bilderrahmen.
Noch halb im trägen Dämmerschlaf der zähen Nacht,
bestreicht mich frische Luft, die langsam meine lahmen,

verdrehten Glieder weckt, mich plötzlich lüstern macht.
Du küsst mich auf den Bauch, sagst flüsternd meinen Namen,
versprichst: „Ich hab dir Wind und Wetter mitgebracht…“

Audienz

Ich beiß dir rote Flecken
ins Elfenbein der Haut,
wie hat mein sanftes Lecken
sie morgengleich betaut.

Ich zünde Freudenfeuer,
Du brennst, ich schmecke heiß
das Salz, und ungeheuer
die Lust in deinem Schweiß.

Gelenkt vom leisen Wimmern,
dem Griff in meinem Haar,
bestaune ich das Schimmern
in deinem Alcazar.

Ich klopfe an die Pforte,
Du seufzt und lädst mich ein,
zeigst mir ganz ohne Worte,
ich soll willkommen sein.

Beredt verlangt mein Schweigen
fast frech nach Audienz,
bei dir in einem Reigen
von Schwingung und Frequenz.

Bald spüre ich im Zittern,
das samten dich durchwebt
die Welt ins Nichts zersplittern,
als jäh dein Schloss erbebt.

Der süßen Pflicht enthoben,
sagt mir dein weicher Blick:
„Komm her, ich bin hier oben,
mein Mund will dich zurück.“

Blindensprache

Ich lese deine Blindensprache wie mit Händen,
die leise flatternd über deine Seiten streichen.
Du hebst dich mir entgegen, und die Fragezeichen
aus all den andern in mich eingeprägten Bänden

entpuppen sich, verlieren endlich ihr Bewenden.
Die Zweifelgeister, die sich in mein Lieben schleichen,
verwehen unter Fingern, die mit deinem weichen
Papier sich paaren zu vergessenen Legenden.

Ich taste Ängste, Sorge, Mut und dein Versprechen,
stets Buch zu bleiben, lese zwischen deinen Zeilen
dein unverstelltes Ich. Ganz ohne Radebrechen

vermag es sich mir klar und deutlich mitzuteilen.
Dein Wort erstarkt mit meinen kleinen Leseschwächen
kann mich geduldig von dem Fluch der Blindheit heilen.

was man denkt…

Ist es nicht ungerecht,
letztlich sterben zu müssen,
als sei uns das Leben geliehen,
statt vom gnädigen Himmel geschenkt?

Ist es ausschließlich schlecht,
um das Ende zu wissen,
sich immer darauf zu beziehen,
gleich wohin man die Schritte auch lenkt?

Sind dem Tod wir ein Knecht,
aus dem Dasein gerissen,
geprellt um den Lohn unsrer Mühen,
wenn das Blatt seiner Sense uns henkt?

Sind die Träume nur echt,
unser Leben ein Kissen,
mit Nadeln gespickt, deren Glühen
uns quält, bis der Vorhang sich senkt?

Kommt drauf an, was man denkt…

unermesslich

So viel an Menschen lässt sich messen:
was sie vertrinken, was sie essen,
wir groß der Wuchs, wieviel sie wiegen,
wie schnell der Lauf, wie hoch sie fliegen –
doch eines geht bestimmt daneben:
das Maß der Dummheit anzugeben,
weil die, das weiß der Realist,
bei vielen unermesslich ist…

Ringen

Spür hinter den Dingen im Äther ein Schwingen,
in all deinen Stunden bist Du ihm verbunden.
Kaum hörst Du sein Singen hast Du fast gefunden,
die Welt scheint verschwunden, und in diesem Klingen
liegt all dein Entspringen. 

Doch hast Du beim Ringen, im Kampf mit den Sphingen,
trotz Rissen und Schrunden und blutenden Wunden,
verliebt ins Gelingen, dich tapfer geschunden,
dann kannst Du gesunden - auf ewigen Schwingen
dich gänzlich entdingen.

versiegelt

Ich hab die Tür leis zugemacht
sie mit dem Siegel „Stolz“ beklebt,
tat es bedächtig, sacht, ganz sacht,
um nichts zu töten, das noch lebt.

Der letzte Ruf blieb ungehört,
ist nach und nach im Schwarz verhallt,
ein Duft hat mich noch kurz betört,
doch er verging, und mir war kalt.

Mein Uhrwerk hab ich neu gestellt,
ein letztes Mal dreh ich mich um,
vor mir liegt eine ganze Welt,
zurück bleibt nur ein Vakuum…

Nur auf ein Bier zu mir…

Von unten wirken deine prallen Brüste,
wie Luftballone auf nem Trampolin,
„Mit was gefüllt?“, ist’s was ich gerne wüsste,
mit heißem Gas, mit Gel, mit Glyzerin?

Vor meinen Augen tanzen kecke Spitzen,
parabeln munter, streifen meine Haut,
als wollten mich zwei Pendel blutig ritzen,
ich denk an Poe und fürchte den Knockout.

Spür mich mit links in deine Früchte langen,
ich greife wie von Sinnen in die Pracht.
Will einen Nippel mit den Zähnen fangen,
die rechte Hand zieht tiefer in die Schlacht.

Dein Hintern pumpt auf meinem Bohrgestänge,
und Schweiß von deinem Unternabelbauch,
rinnt scharf wie Säure über mein Gehänge,
ich stöhne lauthals, hör, Du wimmerst auch.

Ich fasse endlich deine Hinterbacke,
mein Kopf vibriert in deinem Glockenspiel,
Du bläst enthemmt zur tödlichen Attacke,
wie eine Hexe auf dem Besenstiel.

Mich schwindelt, als die letzten Sinne schwinden,
Du zitterst und der Schweiß von deiner Stirn,
lässt meine Augen feuerheiß erblinden,
brennt sich wie Lava in mein wirres Hirn.

Du bäumst dich auf, brichst dann erschöpft zusammen,
auf mir, und stirbst den zuckersüßen Tod,
in mir verknistern ein paar letzte Flammen,
ich schnapp nach Luft aus tiefster Atemnot.

Wir lächeln glücklich, schmusen in den Kissen;
ich brauch ein Bier nach diesem wilden Ritt.
Fast fürchte ich, Du willst davon nichts wissen,
da küsst Du mich und lachst: „Bring mir eins mit…“

Eigenartig

Eigenartig liegst Du im Schatten.
Spiel
st die Liebe
voll
er Lust,
los
gelöst dein Haar.
Genau
das habe ich gesucht.
Verhalten
atme ich deinen Duft,
Kerzen
streicheln deinen Leib.

Worte…

öffnen
TÜREN
gehen zu
HERZEN
gehen auf

rühren zu
TRÄNEN
lügen nicht

reißen
WUNDEN
heilen mit der Zeit

sprechen von
LIEBE
ist auch nur
EIN WORT
kann eine Brücke sein

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