Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Schicksal

Briefe

Ich habe tief in mir gegraben,
trieb einen Tunnel in mein Sein,
als wollte ich Gewissheit haben,
ich bin in mir nicht ganz allein.

Ich traf im Dunkel meiner Tiefe,
ein Licht, vor dem ich stehen blieb,
vor ihm da lagen all die Briefe
die ich einst an mein Schicksal schrieb.

kurz und echt

Die Zeit verrinnt, ich komm nicht mit,
ich fühl mich unzuhaus,
und halte ich mal mit ihr Schritt
geht mir die Puste aus.

Die Erde dreht sich zu geschwind.
Der Schwung der Rotation
reißt mich zum Grund, der harte Wind
bedroht mich kakophon.

Ist das mein Schicksal bis in Grab?
Bin nicht dazu bereit.
Ich stecke einen Eichenstab
ins Speichenwerk der Zeit.

Die Achse knirscht, die Welt steht still,
das alte Sein zerbricht.
Der Mensch fällt aus dem Scheinidyll
ins Nichts und strebt zum Licht.

Die Nabe birst, der Boden bebt,
mein schöner Traum zerfällt,
doch lieber kurz und echt gelebt,
statt lange und verstellt.

Die Sanduhr

Ich sitze meine Zeit hier ab,
als sei sie eine Strafe,
zähl dämmernd bis ins kühle Grab
die Menschen, so wie Schafe.

Ich schlage meine Stunden tot
auf einer öden Erde,
und kämpfe um den Kanten Brot,
als Lemming in der Herde.

Ich höre jedes feine Korn
durch meine Sanduhr rinnen,
zu gerne würde ich von vorn
mein Lebenswerk beginnen.

Paternoster

Im Paternoster meines Lebens,
vom Grund zum Ziel, vom Ziel zum Grund
bin ich gereist,
Kaskaden von Gedanken sind vergebens,
auf seinem Zahnrad Stund um Stund,
wie blind nur um sich selbst gekreist.

Selbst schnöder Milchkaffee am Morgen,
schmeckt beim Erwachen der Natur,
nach Nektar fein,
mein Schicksal ist im Satz verborgen,
ist Licht auf einer Sonnenuhr,
das Schatten wirft, um ganz zu sein.

Im Auf und Ab hör ich die Stimme,
sie schwört aufs Eigentlichste ein,
spricht aus dem Wind,
und will, dass ich mein Selbst erklimme,
statt mich der Flucht ins Man zu weihn,
wo Geister so verlockend sind.

Zerträume nicht

Denk dir nicht den Alltag schön,
zerträume nicht den Tag,
leben heißt nicht stillzusteh’n,
damit es glücken mag.

Leg nicht die Hände in den Schoß,
für trügerische Ruh‘,
am Ende bleibt dir nämlich bloß
ein fremdbestimmtes Du.

Flüchte nicht in Illusion,
stattdessen bleib dir treu,
und das Glück macht sehr bald schon,
dein ganzes Leben neu….

Frage und Antwort

Bin ich deshalb, weil ich denke,
oder denk ich, weil ich bin,
hat das Schicksal, das ich lenke,
am Ende wirklich einen Sinn?

Ist das, was ich als wahr empfinde,
doch nicht viel mehr, als bloßer Schein,
Erkenntnis wie ein Blick durch eine Binde,
und lässt die Welt ein Trugbild sein?

Ist alle Freiheit, die ich lebe,
statt freiem Wille, Illusion,
und schenkt ein Los, in das ich mich ergebe,
mir ohne Kampf den gleichen Lohn?

Ich weiß den Weg nicht aus den Fragen,
wohin das Dasein schließlich trägt,
ich kann nur eine Antwort wagen,
die tief sich in mein Herz mir prägt.

Sind alle Ziele nur Gespenster,
und alle Lebenstüren zu,
so finde ich mein Sonnenfenster,
in dir und deinem ganzen Du.

Du bist das Zentrum meiner Seele,
Du bist mein Weg und auch mein Ziel,
und dass ich dich nicht mehr verfehle,
sei mir kein Schritt für uns zu viel.

Du bist die Sonne meines Lebens,
und bist der Sinn in meinem Sein,
mein Jetzt und Hier, wär ganz vergebens,
lässt Du mich in der Welt allein.

Komm lass uns eine Heimat bauen,
die Antwort und nicht Frage ist,
ich will mit dir nach vorne schauen,
weil Du mein Herz, mein Leben bist…

Gegangen

Oft merkt man erst, wie man vermisst,
wenn jemand fortgegangen ist,
der Dir, statt dass er Glück verheißt,
ein Loch in Deine Seele reißt…

Dann wünschst Du sehnlich, dieses Glück,
es käm alsbald zu Dir zurück,
um dieses Loch gesundzuheilen,
und Dir im Herzen zu verweilen.

Doch zwingt der Schmerz Dich einzusehen,
dass manche gleich für immer gehen,
hast Du sie dumm und unbedacht,
um ihren Mut zu Dir gebracht.

Du kannst nun voller Inbrunst flehen,
sie mögen nicht für immer gehen,
doch traurig wird Dir manchmal klar,
dass es wohl doch für immer war…

© 2024 Terrabella

Theme von Anders NorénHoch ↑