Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Schmerz

Mit der Zeit

Wenn Du jetzt gehst, zerspringt das All in abertausend Stücke,
die Sterne stürzen sterbend aus dem Schwarz der warmen Nacht,
zerschellen klirrend auf den letzten Metern unsrer Brücke,
ich falle kopflos, wie aus einem Fiebertraum erwacht.

Das Bodenlose scheint mir letzte Heimat ohne Seele
in der ich jetzt und alle Ewigkeit gefangen bin.
Der Durst nach deiner Nähe brennt wie Feuer in der Kehle,
die Lust auf deine Haut vernebelt traurig meinen Sinn.

Ich spür den Aufschlag nicht auf diesem Ozean der Scherben,
bin fast betäubt vom Schmerz, der wie ein Sturmwind in mir tost,
kann ohne dich nicht leben und will ohne dich nicht sterben,
find weder Linderung noch irgendeine Form von Trost.

Ich schließe meine Augen, seh dein Lachen und ich träume,
Du wärst bei mir mit deiner uferlosen Zärtlichkeit,
durchstreif auf Strernensplitterböden suchend leere Räume,
doch finde nur Gedanken, die verblassen mit der Zeit.

Zyklus (Abschied und Wiederkehr)

Abschied

Die Häuser tragen heute keine Farben.
Ihr Antlitz fließt, verschwimmt mit dem Asphalt.
Sie tragen Trauer. Mauern starr und kalt,
Die Gärten nackt, als wenn sie jüngst verbarben,

so liegt die Straße mit den Pfützennarben
wie tot – ein kaum belebter Sachverhalt.
Nur eine fest vermummte Scheingestalt
durchstreift die warmen Schatten, die verstarben,

als Du mich küsstest und mir noch im Gehen
ein Lächeln schenktest, dass mich schmerzend traf.
Ich war gelähmt, hing mit der Tür im Rahmen,

und ließ, was war, wie fremd mit mir geschehen,
bis mir in diesem trauerschweren Schlaf,
in einem Akt der Kraft die Tränen kamen.

Wiederkehr

Die Häuser schmücken kunterbunte Fahnen.
Ihr Antlitz strahlt, wie lüstern lacht die Stadt.
Die Bäume grünen, Gärten leuchten satt.
Die Luft schmeckt süß und marzipanen,

Im Licht der Sonne glänzen cellophanen
die letzten Pfützen. Menschen gehen matt
doch fröhlich Ihren Werken nach. Es hat
der Tag ein flüsterleises Dich erahnen,

Das ich kaum greifen kann. Ein tiefes Sehnen
Erfüllt mein Herz mit Lust und geisterhaft
mit Freude, dich zu sehn. In meinen Fasern,

wie auch im wirren Flechtwerk meiner Venen,
verweht der Schmerz und eine frische Kraft
will meine Haut mit deiner Liebe masern.

Wo sie liegen soll

Wo sie jetzt liegen soll,
da liegt sie nicht,
wo sie jetzt sein soll, klafft ein Loch.
Ein Nichts bricht aus,
mit kalter Leere voll,
schluckt alles warme Licht.

Doch hier im leeren Haus,
da spüre ich ihr Dasein noch.

Wo sie jetzt liegen soll,
da liegt sie doch,
wo sie jetzt sein soll, ist ihr Ort.
Mein Herz läuft aus,
doch ist mit Liebe voll –
und schlägt trotz Schmerzen noch.

Sie ist nur aus dem Haus,
und nicht aus meiner Mitte fort…

Ohne Leben

Ich liege brach und aller Samen
ist jäh mir aus dem Grund gespült,
wie fruchtbar hab ich deinen Namen
noch gestern für mein Feld gefühlt.

Kein Leben mehr in meiner Krume,
kein Maulwurf macht den Boden kraus,
verkümmert liegt die letzte Blume,
sieht stumm nach toter Hoffnung aus.

Ich warte dürstend auf den Regen,
den Keim, der neu zum Dasein strebt,
doch ohne dich, und dein mich Hegen,
bleibt jedes Saatgut unbelebt.

Bald lassen mich Maschinen beben,
mein Grund trägt einen fremden Traum,
nicht stark, nur hart, ganz ohne Leben,
seh ich dein Bild am Ackersaum…

Panik

Schmerz zerreißt mich. Nackte Wut
frisst heiß, wie gallig scharfe Säure,
sich durch den letzten Rest von Mut,
verbrennt mich, und die ungeheure,

Panik, die im Kopf entsteht,
will Schmerz zu tiefer Angst verdichten.
Das Nichts, das mich unfängt, vergeht
wohl nie und muss mein Sein vernichten.

Fäden, die mein Gleichgewicht,
seit Tagen nurmehr seiden halten,
zerbersten, dass es stürzend bricht –
mein Herz, das kalte Zweifel spalten.

Platzend reißt die harte Haut.
Die Starre löst sich, all das Leben,
das viel zu lang sich in mir staut,
ist schwarzem Blutsturz beigegeben.

Hände hab ich nicht genug,
und spür mein Ich, ganz wie von Sinnen,
enttäuscht von Selbstsucht und Betrug,
zersetzt durch meine Finger rinnen.

Zu lang

Zu lang plagt nagend mich die bange Frage,
sind mir zuletzt noch Tage voller Farben
vergönnt, statt taub und blind dahinzudarben –
und macht, dass ich fast tatenlos verzage.

Mich quält, ob ich nicht nur Gespenster jage,
und dass wohl alle mir bestimmten Gaben,
am Schluss nur einen vagen Nutzen haben,
für den ich mich im Grabesschatten plage.

Will fast dem Bannstrahl dieser Furcht ergeben,
mich ganz der grausam schwarzen Vornacht fügen,
da ruft mit Macht ein lang verkanntes Streben.

Ich lass mich nicht von falscher Angst betrügen,
um das mir eigentlich bestimmte Leben,
straf kühn das Nichts durch meine Taten Lügen.

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