Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Sommer

Winterruh

Der Winter spürt die erste Schwäche
des Sommers, wenn die Sonne weicht,
schickt Herold Herbst,
dass er den Rest von Wärme breche
mit seinem Grau,
das sich ins Herz der Farben schleicht.

Die Menschen flüchten in die Räume,
wenn Sturmwind um die Häuser braust.
Mit kalter Hand
greift er ins Blattgerüst der Bäume,
das Laubwerk fällt,
als er die roten Kronen zaust.

Der Sommer hat den Ruf vernommen,
macht seine müden Augen zu.
Er lässt jetzt los.
Auch seine Zeit wird wiederkommen,
wie jedes Jahr.
Dann legt er sich zur Winterruh.

Altweibersommer

Der Sommer bäumt sich auf.
Die Luft in seinen letzten Zügen
verströmt noch einmal ganze Kraft.
Der Sonne will auf ihrem Lauf
kein Abglanz alten Glücks genügen.
Ihr mischt sich Wehmut schleichend in die Leidenschaft.

Schon weicht das Chlorophyll,
der nahe Herbst spricht aus den Wipfeln.
Ein Bauer macht das letzte Heu.
Ins strahlend sonnige Idyll
bricht kühler Wind von fernen Gipfeln.
Ein feiner Pinsel malt das Laub der Wälder neu.

So träum ich vor mich hin,
das Blau des Himmels wirkt nun blasser,
ich spüre, wie das Ende naht.
Ein Glitzern fesselt meinen Sinn.
Mich lockt das Spiegellicht im Wasser.
Ich zieh mich aus und nehm dies letzte Sommerbad.

Sommerfrüchte

Ich saß auf einem Apfelbaum und langte nach den Früchten,
mein Bauch war voll, das Obst ein Traum, ich wollte grade flüchten.
Des Bauers Tochter kam durchs Gras, schien feengleich zu schweben.
Sie war so schön, dass ich vergaß, mein Fersengeld zu geben.

Sie war das schönste Mädchen hier, sprang tanzend durch die Wiese,
Die Lust bezwang die Apfelgier, und ich rief leise: „Liese…“
Sie schaute auf, sah ins Geäst, doch schien mich nicht zu ahnen,
„War wohl der Wind, der westwärts bläst.“, so glaubte sie den Fahnen.

Sie hockte sich ins grüne Gras und lupfte ihre Säume,
mir wurde flau, die Wiese nass, ich glaubte, dass ich träume.
Ich reckte meinen Jungenhals, um ja nichts zu verpassen,
In meinem Beinkleid schien die Balz mein Werkzeug zu erfassen.

Ich streckte mich, mein Werkzeug auch, die Schwerkraft tat das Ihre,
Ich plumpste auf den vollen Bauch und sie auf alle Viere.
Sie lachte laut und sah ganz lieb mir tief in meine Augen,
Und fragte: Frecher Apfeldieb, wozu kannst Du mir taugen?

Willst Du nicht, dass der Bauer kommt, verdiene dir mein Schweigen.
Verdinge dich, wie es mir frommt, dann will ich dir was zeigen.
Sie zeigte mir ihr Fruchtspalier und tief in meiner Mitte
da regte sich mein Grenadier zum Anschlag auf die Sitte.

Kaum später lag die süße Maid mit mir in Baumes Schatten.
Sie lachte leis, die Höhle weit, und hieß mich sie begatten.
Die Holde zeigte keine Scheu und fasste meine Spitze,
sie seufzte auf und… meiner Treu! zog mich in ihre Hitze.

Ich pumpte und vergaß die Welt, sie ächzte und sie stöhnte,
der liebe Gott am Himmelszelt sah wie ich sie verwöhnte.
Mit einem Mal, ein Zornesruf, der Bauer war von Sinnen.
Ich stürmte nackt, wie Gott mich schuf, noch heiß erregt von hinnen.

Die Kleine blieb, der Bauer nicht, er nahte mit der Forke,
ein Baum verbarg mich Bösewicht, so traf er nur die Borke.
Ich rannte durch das Weizenfeld, gejagt von Fluchkonzerten,
jetzt gab ich endlich Fersengeld, mit schaukelndem Gefährten.

Der Bauer stach, mich traf der Schmerz, ich rannte um mein Leben,
doch statt ins geile Jungenherz, traf er zu tief. Daneben!
Mein Hintern brannte, heißes Blut sprang rot aus meiner Wunde,
der Bauer schrie „Du Tunichtgut! Dir schlägt die letzte Stunde!“

Ich hetzte, wie vom Tod gejagt, durch gelben Sommerweizen,
noch auf dem Hof traf ich die Magd, mit ihren Weiberreizen.
Ich starrte auf die weiche Brust und hinter meiner Stirne
verging die schnöde Apfellust – ich wollte lieber Birne.

Die Bäuerin im Nachtgewand, sie stellte sich verwegen,
mit einem Besen in der Hand der wilden Flucht entgegen.
Ihr praller Fruchtstand bremste mich, als mich der Bauer mähte,
die Gabel traf mich fürchterlich, weil ich den Anstand schmähte.

Der Bauer schnaufte. Als ich sank, sah ich des Weibs Balkone,
zog taumelnd ihre Brüste blank und dachte an Melone.
Ihr Hemd engtlitt, die Ohnmacht kam, ich konnte nicht mehr flüchten,
Ich schlief und träumte ohne Scham von süßen Sommerfrüchten…

Welch Glück, ein Mann!

Besonders packt am heißen Julitage
mich Lust, wie einen Hasen im Genick.
Wohl ob des Beinkleids, das ich sommers trage,
passiert mir allzuoft ein Missgeschick.

In jener mehr als nur prekären Lage,
dem einen peinlich, schweren Augenblick,
in dem ich allem Weiblichen entsage,
wünsch ich mir still das Schneegebraus zurück.

Doch hat manch Frau mit prallen Argumenten
ein Herz für meine Art ihr schön zu tun,
zeigt ihre Lust an meinen Komplimenten,

versteht sie als ästhetisch opportun;
und dankt sie mir mit himmlischen Talenten.
Welch Glück, ich bin ein Mann und nicht immun!

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