Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Welt

Seinsaxiome

Ich bin gemacht aus abertausenden Atomen,
doch sind das eben auch ein Tier, ein Baum, ein Stein,
denn alles ist gebaut aus diesen Seinsaxiomen;
ich frag: „Was soll an mir besonders sein?“

Ich rieche zwischen lieblichen Naturaromen
nach Schweiß und hab das Zeug zum bitterbösen Tun,
vom Krebs bedroht, geplagt von seelischen Syndromen,
zerstöre ich die Erde ohne auszuruhn.

Befrag ich Psychologen, oder Anatomen,
was mich zur edlen Krone dieser Schöpfung macht,
belacht man mich: „Jag nicht so weltfremd nach Phantomen,
das hat sich nur ein Kirchenschreiber ausgedacht!“

Mir helfen auch nicht weltbekannte Astronomen
zu klären, wo der Wert in meinem Dasein liegt,
wenn mich Gevatter Tod in meinem Chromosomen
im Licht der Sterne züchtigt und zu früh besiegt.

Die Antwort findet sich wohl jenseits von Diplomen,
durch meine Taten werde ich ein Philosoph,
wenn das nicht fruchtet, flüchte ich zum Gastronomen,
trink mich mir schön und find die Welt nicht mehr so doof.

Götter

„Wer bin ich, und wenn ja wieviele?“
befragte sich die Bodendiele.
„Die Welt ist flach und estrichfarben,
ich muss auf ihr als Trittbrett darben.“

Ein Wischmopp kam und sah die Dielen:
erstaunt, ob sie vom Himmel fielen.
„Ich denke, also wisch ich!“ sagte
der Mopp, als er sich mühsam plagte.

Die Bodenplanke wieder glaubte,
dass da ein Gott ihr Sein entstaubte.
Der Besen blickte auf zur Lampe,
und schrie: „Du blöde Götterschlampe!“

„Ich sing dir keine Liebesoden.
Die Welt ist Scheiße und der Boden,
auf dem ich gehe, ist ne doofe,
verschmutzte Riesenkatastrophe!“

Die Putzfrau schwang den schnöden Wedel,
und fand die Bretter wirklich edel.
Ihr Gott war keine hehre Flause:
er saß beim Bier im Ripp zuhause.

Die Welt besteht, das scheint bewiesen,
aus Estrich, oder Bodenfliesen,
doch Götter sind, wie hier zu lesen,
wohl eher relative Wesen.

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