Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Dasein

Ohne dich

Bin ohne dich ein Himmel ohne Sterne.
Ich bin ein Körper, der sein Herz vermisst.
Du bist mein Licht, doch leuchtest in der Ferne,
in einer Welt, die mir verschlossen ist.

Bin wie ein Ozean, der ohne Leben
zu einem sinnentleerten Wasser wird,
bin eine Seele, die in dem Bestreben,
dich zu berühren durch ihr Dasein irrt.

Ich bin dir nah in meinem tiefsten Sehnen,
dich sanft zu streicheln, bleibt mir nur das Wort,
die Zeit allein scheint sich ins Nichts zu dehnen,
drum küss ich dich im Traum an jenem Ort.

Leichtöl

Ich habe mich in dir vergessen,
fiel tief in ein glitzerndes Nichts,
Du spiegeltest mich unterdessen
im Schein eines göttlichen Lichts.

Wir liebten uns seiden verwoben,
von lüsternen Engeln bewacht
Bewusstsein? Gedanken? Zerstoben,
Atome im Schleier der Nacht.

Ein Blatt auf den schäumenden Wellen,
so war mir im Sturmwind dein Schiff,
ich spürte dich splitternd zerschellen,
am leuchtfeuerfunkelnden Riff.

Du hieltest mein Dasein umschlossen
mit sanfter und flehender Hand,
mein Eisherz ist in dir zerflossen,
dann ist es wie Leichtöl verbrannt.

Was?

Was wäre ich wohl ohne dich?
Ein Nichts in fader Hülle,
ein sinnentleertes Über-Ich
und Dasein ohne Fülle.

Und fragst Du, was bist Du für mich?
Mein Herz der Transzendenzen,
mein feenhaftes Eigentlich
im Meer der Existenzen.

Was wir je für den anderen sind?
Der Atem in der Kehle,
das Licht im Lebenslabyrinth,
ein Spiegelbild der Seele.

Götter

„Wer bin ich, und wenn ja wieviele?“
befragte sich die Bodendiele.
„Die Welt ist flach und estrichfarben,
ich muss auf ihr als Trittbrett darben.“

Ein Wischmopp kam und sah die Dielen:
erstaunt, ob sie vom Himmel fielen.
„Ich denke, also wisch ich!“ sagte
der Mopp, als er sich mühsam plagte.

Die Bodenplanke wieder glaubte,
dass da ein Gott ihr Sein entstaubte.
Der Besen blickte auf zur Lampe,
und schrie: „Du blöde Götterschlampe!“

„Ich sing dir keine Liebesoden.
Die Welt ist Scheiße und der Boden,
auf dem ich gehe, ist ne doofe,
verschmutzte Riesenkatastrophe!“

Die Putzfrau schwang den schnöden Wedel,
und fand die Bretter wirklich edel.
Ihr Gott war keine hehre Flause:
er saß beim Bier im Ripp zuhause.

Die Welt besteht, das scheint bewiesen,
aus Estrich, oder Bodenfliesen,
doch Götter sind, wie hier zu lesen,
wohl eher relative Wesen.

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