Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Kategorie: Leben (Seite 3 von 4)

Das Leben in all seinen Facetten

Späte Reue

Frustriert und meine Altersängste hegend,
seh ich die Zukunft schwarz am Firmament,
die Stirn in sorgenvolle Falten legend,
fühl ich mich sonderbar ambivalent.

Durchs Brennglas schau ich auf vertane Tage,
die früher Grundstoff für die Zukunft sind,
der ich verächtlich meinen Dienst versage,
weil ich den Ausblick so ernüchternd find.

So hock ich hier und grüße schmerzvoll jenen,
der ich vor Jahren hab zu sein versäumt,
will mich zurück in alte Zeiten sehnen,
in denen sich mein Schicksal anders träumt.

Ach Scheiße, wenn man in der Jugend wüsste
aus welchem Samen welche Frucht entspringt,
dann sparte man die Hatz auf schnelle Lüste,
weil die im Alter selten Wohlstand bringt.

Doch frag ich mich, als meines Glücks Stratege:
Was bringt dem Menschen früher Lustverzicht?
Fürs schöner Sterben fehlen die Belege;
sogleich erscheint mein Tun in neuem Licht.

In jungen Jahren heißt das Leben Fliegen
doch ist es oft ein ungedeckter Scheck,
lässt man sich allerdings von Furcht verbiegen,
ist für den Reichtum alle Freude weg.

One Night Stand

Sag mir noch deinen Namen,
bevor Du mich gleich küsst,
damit dein heißer Samen
nicht unpersönlich ist.

Erzähl mir was von Liebe,
das jede gerne hört,
weil sonst das Spiel der Triebe
mein braves Herz verstört.

Ich bin für alles offen,
und dass ich schlafen kann,
lass mich ein bisschen hoffen,
und sag, Du rufst mich an.

Hexenengel

Ich lag im Gras und hab den Wolken
im Halbschlaf einen Traum entmolken.
Am Himmel ritt ein Engelswesen
auf einem dürren Reisigbesen.

Ein Antlitz, das die Augen weidet,
nach Hexenart in Schwarz gekleidet,
so ritt sie durch die Kokosflocken
und schien mich süß emporzulocken.

Ich wär zu gern hinaufgestiegen,
mit ihr durch ihre Welt zu fliegen,
doch sah inmitten weißer Kleckse,
ich statt des Engels, mehr die Hexe.

Ich hab mich kurzerhand hernieden
fürs kleine Glück im Grün entschieden.
Den Hexenengel, hoch im Blauen,
find ich auch in den Erdenfrauen.

Und falls mich eine Hexe rief,
fall ich im Zweifel nicht so tief…

Eile, Weile

Eile, eile durch das Leben,
raffe, was zu raffen ist,
ohne Mitleid, ohne Geben,
weil Du nicht unendlich bist.

Weile, weile in den Dingen,
nutz die Zeit und schenke dich.
Soll dein Sein dir wohl gelingen,
gib, und Du währst ewiglich.

Haste, haste bis zur Bahre,
sieh im Menschen nie den Zweck,
weih dem Mammon deine Jahre,
was Du brauchst, nimm andren weg.

Raste, raste in den Zeiten,
such den Rhythmus in der Welt,
lass dich durch die Stunden gleiten,
lieb die Liebe, nicht das Geld.

Rase, rase, bleib nicht stehen,
füll vor andern deinen Bauch.
Weil die Tage schnell verwehen,
ist dein Leben Schall und Rauch.

Reise, reise, statt zu rasen,
bleib ein Freund, geh nicht allein,
sei der Igel unter Hasen,
lass dein Leben wertvoll sein…

Traurige Gedichte

Was schreibt ihr stets für traurige Gedichte,
als sei die Welt ein ödes Jammertal,
macht schreibend alle Hoffungen zunichte
sie spende Glück, statt allzeit schwerer Qual.

Ihr schreibt von Wunden und von alten Narben
doch nicht von zarter Liebe und Genuss
betont das Leiden und das immer Darben,
lebt ohne Kraft im ewigen Verdruss.

Ach! Kommt und öffnet eure trüben Augen,
die Welt ist schön, trotz jeglicher Kritik,
mag nicht perfekt zum zweiten Himmel taugen,
doch kennt manch zauberhaften Augenblick.

Erinnert euch und wägt die vielen Tage,
erkennt im Pendel eures Glücks den Sinn.
Das Leben ist die Achse einer Waage
dreht sich für den, der will, zum Guten hin.

Ritter!

Mein Ritter, lass die Waffen ruhen,
die Rüstung drückt dir im Genick
und von schweren Eisenschuhen
werden dir die Füße dick.

Dein Schwert ist schwer und baumelt träge
gleich einem Pendel ums Gemächt,
drum achte, dass die Knochensäge
dich nicht entmannt beim Kriegsgefecht.

Dein treues Pferd ist eine Mähre,
ein dürrer, alter Klappergaul,
auch wenn es etwas schneller wäre
es bliebe zum Galopp zu faul.

Du solltest dich nach Blumen bücken,
statt dich zu opfern in der Schlacht.
Nur schade, dass der Pfeil im Rücken,
dir irgendwie Probleme macht.

Dein Leben schließt, und das klingt bitter,
bei einem Kampf im Böhmerwald,
trotz kurzem Ruhm, warst Du ein Ritter
von letztlich trauriger Gestalt…

Zerträume nicht

Denk dir nicht den Alltag schön,
zerträume nicht den Tag,
leben heißt nicht stillzusteh’n,
damit es glücken mag.

Leg nicht die Hände in den Schoß,
für trügerische Ruh‘,
am Ende bleibt dir nämlich bloß
ein fremdbestimmtes Du.

Flüchte nicht in Illusion,
stattdessen bleib dir treu,
und das Glück macht sehr bald schon,
dein ganzes Leben neu….

Lebensuhr

Ich hatte eine Kinderuhr,
die zeigte auch Sekunden,
sie waren mir wie Stunden,
so lang schien meine Lebensschnur.

Später war mein ganzer Tag,
verdichtet auf sein Drittel,
war kaum mehr als ein Mittel,
dass ich abends schlafen mag.

Heute bin ich selbst die Uhr,
es rasen meine Stunden,
als wären sie Sekunden,
sag, wo blieb mein Leben nur…

Herzfeuer

Wenn Dein Herz in Flammen steht
und brennt wie wenn die Welt vergeht,
dann ist dem Herz Dein Tränenfließen
wie es mit Öl zu übergießen.

Wenn Du es früh im Keim erstickst                       
kaum dass sein Lodern zu erblickst, 
dann bleibt es in Dir ewiglich,
als schmerzend heißer Flammenstich.

Drum lass es brennen voller Kraft,                          
verzehrend, heiß, voll Leidenschaft,                           
zuletzt bleibt dir in warmer Glut,                                   
ein kleines Licht voll Lebensmut.

Rad der Zeit

Das Rad der Zeit als Dieb es kam,
auf leisen Sohlen in der Nacht,
doch hat die Jahre, die es nahm,
zugleich es zum Geschenk gemacht.

So fühle ich trotz manchem Hagel,
der meinem Schicksal Beulen schlug,
trotz manchem blau gehau’nen Nagel,
und manchem dummen Selbstbetrug.

Das Glück ist keine Schicksalsfrage,
folgt nicht des Zufalls Würfelspiel,
verweist manch böse Lebenslage,
doch auf ein falsch gewähltes Ziel.

Das Lebensglück ist wie das Eisen,
es will im Tun geschmiedet sein,
der Lebensweg ist wie ein Reisen,
und führt uns in uns selbst hinein.

Gegangen

Oft merkt man erst, wie man vermisst,
wenn jemand fortgegangen ist,
der Dir, statt dass er Glück verheißt,
ein Loch in Deine Seele reißt…

Dann wünschst Du sehnlich, dieses Glück,
es käm‘ alsbald zu Dir zurück,
um dieses Loch gesundzuheilen,
und Dir im Herzen zu verweilen.

Doch zwingt der Schmerz Dich einzusehen,
dass manche gleich für immer gehen,
hast Du sie dumm und unbedacht,
um ihren Mut zu Dir gebracht.

Du kannst nun voller Inbrunst flehen,
sie mögen nicht auf ewig gehen,
doch traurig wird Dir manchmal klar,
dass es wohl doch für immer war…

Der kleine Pinguin

Weinend saß ein Pinguin
auf einer kalten Scholle,
eine Robbe schwamm dorthin
und drehte eine Rolle.
„Was weinst Du kleiner Pinguin?
Du schaust so traurig aus.
Was reißt dich so zu Tränen hin,
was ist dir so ein Graus?“

Da fragte ihn der Pinguin:
„Was lässt dich in dem Glauben,
dass ich ganz voller Trauer bin,
mir meinen Frieden rauben?“

Da sprach die Robbe: „Pinguin,
es ist nicht nur ein Wähnen.
Auf deinen Wangen – kristallin,
seh ich geeiste Tränen.“

Da lachte unser Pinguin:
„Ach Robbe, das ist fein,
vor Lachen ist mein Schmerz dahin,
Du musst ein Sehhund sein.“

So zeigt der kleine Pinguin,
man kann mit gutem Willen
und einem Witzchen zwischendrin,
manch Tränenflüsse stillen.

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