Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Frühling

Liebeshain

Im Tau des Morgens atmet still,
mein duftend grüner Liebeshain,
den ich so gern durchwandern will,
im frühjahrswarmen Sonnenschein.

Das Antlitz sanft, im Herzen wild,
so lädt er zum Spaziergang ein.
Ich steh vor diesem Zauberbild,
vor Ehrfurcht stumm am Feldesrain.

Wohlan, ich will der Erste sein,
und wünsche mir dies Traumidyll,
als Ort der Kraft für mich allein,
an dem ich meine Lungen füll.

Schneeflocke

Eine weiße Flocke fliegt,
noch vom Frühling unbesiegt,
flauschig durch die kalte Welt,
ganz auf sich allein gestellt.

Als die Sonne erstmals schaut,
ist die Flocke aufgetaut,
wird im warmen Frühlingsföhn,
tropfenregenbogenschön,

bis sie im Dezemberlicht,
aus der nassen Hülle bricht,
weiß gewandet, süß verflaust,
wieder durch den Winter saust.

Frühling reziprok

Im Frühling packt mich kalt das Grausen,
er ist so kühl und wechselhaft,
obwohl poetisch oft Naturbanausen
ihn loben, weil er neues Leben schafft.

Ein wirres Bunt verwirrt die Sinne,
zerstört die weiße Winterpracht,
macht boshaft geil, und flach die schönste Minne,
weil uns im Leib der blinde Trieb erwacht.

Es zwitschern Vögel wie die Blöden,
dass man nicht lange schlafen kann,
aus Chlorophyll geschöpfte grüne Öden,
ziehn Weichgespülte in den Zauberbann.

Die Welt erstickt im Meer von Blüten,
die Knospen reißen auf ihr Maul,
im Garten packt den Mann ein wildes Wüten,
gleich einem hoch gedopten Ackergaul.

Es treibt das Weib zur Pediküre,
das Haar wird albern neu frisiert,
der Fuß vertäut in sündhaft teure Schnüre,
als sei er plötzlich zum Paket mutiert.

Der Lenz hat viel zu viele Reize,
sie gleich zu preisen ist ein Fluch,
weshalb ich auch mit Komplimenten geize,
am stärksten spür ich ihn im Widerspruch.

Ein Hauch von Frühling

Der Frühling singt in butterweichen Düften
und riecht verrückt nach süßem Blütenklang,
hängt fliederweiß in prachtvoll lauen Lüften,
aus jedem Baum schmeckt lieblicher Gesang.

Er spielt ein Lied in meinen Winterhüften,
mein Herz pocht wild im süßen Überschwang,
der Lenz kommt meine müden Glieder lüften,
weckt Liebeslust und frechen Tatendrang.

Will mich nach kunterbunten Blumen bücken,
solang Du nicht an meiner Seite bist,
würd‘ lieber deine zarten Blüten pflücken,

wär gern dein schüchtern, lüsterner Florist –
ach, welch ein Unsinn pulst durch meinen Rücken,
nur weil in mir ein Hauch von Frühling ist.

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