Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Illusion

Augenwischerei

Der Mensch ist eine Marionette,
gepeinigt durch das Rad der Zeit,
und „Freiheit“ nichts als ne Plakette
für seine Ausweglosigkeit.

Da ist kein edler, freier Wille
nur Ödnis und ein Jammertal
Geschönt durch eine rosa Brille
erscheint das Chaos rational.

So rennt der Mensch an Puppenschnüren
durch diese Welt und denkt sich frei,
und lässt sich in die Irre führen,
von blinder Augenwischerei.

Nur Illusion?

Die Welt in meinem Kopf ist nur Metapher,
Die Töne, die ich höre nur Musik,
Nicht sie macht mich! Denn ich bin der Erschaffer
von diesem irre konstruierten Mosaik…?

Die Menschen, die ich treffe: nur Ideen,
Die Dinge, die ich mag, nur schöner Schein,
Die Lieben, die ich liebe, nur Versehen,
Der ganze Daseinsapparat ist mein Design?

Das Alles um mich rum ist nur Chimäre,
Der Himmel und die Erde Konstruktion,
Mein Ich ist ne Maschine und die Sphäre
in der ich leb, an die ich glaub, nur Illusion?

Projektion

Als Traum im Traum voll dunkler Illusionen,
ist meine Welt ein düstres Scheingespinst,
in dem Gespenster und Dämonen wohnen,
aus der ein Teufel hinterlistig grinst.
 
Ich ringe mit den Geistern, die mich plagen,
bekämpfe meine Schwäche und die Angst.
Die Welt? Ein Sammelsurium von Tagen,
an denen Du um deine Seele bangst.
 
Die Liebe? Wahrlich keine große Waffe,
zu stark die Wut der höllenhaften Brut.
Das Leben? Eine trübe Glaskaraffe,
gefüllt mit Eiter und zersetztem Blut.
 
Doch Halt! Da blitzt ein Hoffnungsschimmer,
ein Mensch erscheint in meiner Illusion.
Ein Freund? Zu spät? Auch dieser bunte Flimmer
verflüchtigt sich - schien nichts als Projektion.

Im Konjunktiv

Zu viele leben exzessiv
in fremden Dimensionen,
ihr Leben spielt im Konjunktiv
voll leerer Ambitionen.

Die wahre Welt ist zwar real,
doch kennt sie keine Helden,
so träumt man sich ins Ideal,
hat endlich was zu melden.

Ein „hätte“ wird zum ist-Ersatz,
das „könnte“ zur Parole,
und selbst der größte Hosenmatz
schwenkt seine Gloriole.

Im groß zu tun, statt großem Tun
verlegt man sich aufs „sollte“,
lebt gänzlich wirklichkeitsimmun,
bepreist sein schales „wollte“.

Die Würde stirbt als Korrektiv,
das „würde“ scheint zu lohnen,
den Tagtraum träumt man obsessiv,
lebt blind in Illusionen.

Existenz

Verzückt lausch ich in watteweicher Winterweite
dem leisen Klang der weißen Flockenmelodie,
hör, was verspielt aus ihrem grauen Himmel schneite,
auf kalter Erde sich mit nassem Flaum vereinen,
aus Nichts ins Nichts in einer stillen Elegie.

Ich seh entrückt aus tiefen Wolken Flocken stieben,
im Tanz zu einer viel zu kurzen Partitur,
spür wie sie ihre Illusion von Freiheit lieben
bevor sie schwer vom Dunst die letzten Tränen weinen,
und stumm vergehn im Schein vom Zauber der Natur.

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