Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Seele

Was?

Was wäre ich wohl ohne dich?
Ein Nichts in fader Hülle,
ein sinnentleertes Über-Ich
und Dasein ohne Fülle.

Und fragst Du, was bist Du für mich?
Mein Herz der Transzendenzen,
mein feenhaftes Eigentlich
im Meer der Existenzen.

Was wir je für den anderen sind?
Der Atem in der Kehle,
das Licht im Lebenslabyrinth,
ein Spiegelbild der Seele.

Lebenslicht

Wohin ziehn die Lebensfunken,
wenn das Sein zum Nichts sich neigt,
sind sie mit dem Leib versunken,
wenn die Stimme stirbt und schweigt?

Geht der Geist auf eine Reise,
wenn das Auge schließlich bricht,
oder nimmt der Tod ganz leise
mit der Kerze auch das Licht?

Weißt Du, wo die Seelen bleiben?
Wer gibt auf ihr Leuchten Acht?
Wenn wir in das Dunkel treiben,
wartet eine Lichternacht?

Bleiben wir nach letzten Schmerzen,
wenn der Körper schon verdirbt,
noch am Leben in den Herzen,
bis die letzte Liebe stirbt?

Keiner kann die Antwort geben,
weil kein Ton herüber klingt.
Schenk dem Leben drum mehr Leben,
bis die Nacht dich niederringt.

Fahr, auch wenn die Stürme stieben,
mutig durch des Lebens Gischt,
lieb die Menschen, die dich lieben,
dass dein Licht nicht früh verlischt.

Mit allen Sinnen

Dein Liebeswerben wird in meinen Strahlenblicken
gespiegelt und in leuchtend helles Licht gehüllt,
wenn sich dein Tun und mein Begehren wild verquicken,
wird unser Hunger auf das größte Glück gestillt.

In meinen Ohren werden deine Sehnsuchtslaute
gefangen und in tiefste Tiefen reflektiert,
die Lust, die sich im Flechtwerk deiner Venen staute,
wird lautstark meinem heißen Herzen injiziert.

Es dringt dein Duft wie Wachs mir durch das Hautgewebe,
tropft mir ins Herz in einem steten Intervall,
zeigt mir das Ziel für das ich tapfer kämpfend lebe,
mir bebt die Brust im nimmermüden Widerhall.

Mit zarten Händen tauchst Du meine Welt auf Erden
ins Himmelblau und schenkst ein stilles Paradies,
in dem wir eins aus zwei entflammten Herzen werden,
die Haut verbrennt im Feuersturm auf ihrem Vlies.

Auf deiner Zunge schmeckst Du meine feinsten Schuppen,
mit weichen Lippen raubst Du mir den Rest Verstand,
und deine heiß elektrisierten Fingerkuppen
versetzen mich ins sinnlichste Schlaraffenland.

Wirden

Du sollst mein Herz mit duftig warmen Erdenhänden,
wie Mutterboden, fest und dennoch weich umschließen,
ihm Nahrung, Wärme und das Licht der Sonne spenden,
und stets mit tiefer, niemals müder Liebe gießen.

Lass mich im Humus deiner Seele Wurzeln schlagen,
in immer wieder neu gegründeten Symbiosen,
dass wir erblühn und wundervolle Früchte tragen,
wenn sich dein warmer Schoß und meine Kraft liebkosen.

Umarmt in süßen Stunden innigster Begierden,
sind wir uns Schutz im Wind und können nicht verwehen,
bis wir entgrenzt in einem weltbefreiten Wirden,
im letzten Kuss entzweiter Einsamkeit vergehen.

Heilung

Wie tief sind mir die kleinen Pfeile,
vom Jäger Schmerz ins Herz gejagt,
und wirken dort wie schwere Keile,
bis dass es mir den Dienst versagt.

Wie wütet dieses Ungeheuer
das jeden Mitgefühls entleert,
in mir wild brennt wie Fegefeuer,
und meine Seele fast verzehrt.

Wie fließt das Gift der letzten Frage,
durch meine Blutbahn ohne Sinn,
und wie verdunkelt es die Tage,
bis ich im tiefsten Winter bin.

Ich weiß den Wert nicht dieser Wunden,
ich seh‘ den Weg nicht aus dem Schmerz,
doch Du machst meine schwersten Stunden,
erträglich, und Du heilst mein Herz…

Schiffchen

Wenn der fahle Mond
schon bei Tage
zu sehen ist,

hat die Nacht
nichts mehr zu bieten,
außer ein paar
am Himmel vor sich hin
dümpelnde Schiffchen,

deren Kajütenlicht
mir funkelnde Sterne
vorgaukelt, während
ihre Segel in der Flaute
der schwarzen See
keinen Halt finden,

und die hilflos ankern
in meinen stillen Gedanken…

Das Ich

Das Ich als archimedisch kleinen Punkt begreifen,
aus dem sich spinnwebartig Herz und Seele speisen,
ist wie im Traum zu fernen Transzendenzen schweifen,
die dann im Akt gebündelt wieder heimwärts weisen,

und kaum gefasst, schon wieder tief ins Nichts entgleiten,
als könne man die Haut der Wahrheit sanft nur streifen,
auf schmalen Grat von Ahnung und Erkenntnis reiten
in immer wieder gleich geformten Endlosschleifen.

Doch will es sich, wie ein Gespenst, nicht greifen lassen,
sich stets dem starken Willen der Vernunft entziehen,
so spürst Du, es ist Punkt und auch zugleich Umfassen,
das Seelen nährt, umarmt, um wieder sie zu fliehen,

als wohnten Herz und Geist in fruchtbaren Gefilden
die nur aus ihm, und in ihm das Bewusstsein bilden.

 

Vertrauen

Wenn grabentiefe Sorgenfalten
dir Schneisen in Dein Leben schlagen,
im Herzen Zweifel Einzug halten
und Ängste Deine Seele plagen,

wenn Deine Welt zerbrochen scheint,
und jede Hoffnung ohne Sinn,
dein Himmel nur noch Tränen weint,
und Mut dir fehlt zum Neubeginn,

Dann freu dich an den kleinen Dingen,
die dir des Lebens Füllhorn schenkt,
spür deine Seele leise schwingen,
wenn jemand sorgend an dich denkt.

Vertrauen wächst in vielen Stunden
will es zu großer Kraft gedeihn,
und manchmal braucht es nur Sekunden,
um es dem Untergang zu weihn.

Da soll nicht tiefe Furcht gewinnen,
die dich fast zerreißen will,
lass nicht dein Sein ins Nichts zerrinnen,
und steh nicht angstvoll zitternd still.

Such dir die Kraft aus einer Quelle,
die warm sich in dein Herz ergießt,
an einer fast geheimen Stelle,
die sich dir nicht von selbst erschließt.

Hab Mut, den Weg dorthin zu wagen,
und willst Du nicht alleine gehn,
lass dich ein Stück weit von mir tragen,
bis wir sie gemeinsam sehn.

Dann lass ich dich die letzten Schritte
zu deinem Selbst alleine tun,
und warte hier, nah Deiner Mitte,
um danach mit Dir auszuruhn…

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