Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Sinn des Lebens

Ziellos

Was Du kannst, das willst Du nicht,
was Du willst, das kannst Du nicht.
Was Du musst, soll ganz allein
Inhalt Deines Lebens sein.

Was Du suchst, das kriegst Du nicht,
was Du kriegst, das suchst Du nicht.
All die Dinge, die Du hast,
sind statt Freude, Dir nur Last.

Was Du liebst, das mag Dich nicht,
was Dich mag, das liebst Du nicht,
bis Du Dir ganz sicher bist,
dass Dein Glück unmöglich ist.

Sterben willst Du jetzt noch nicht,
Leben kannst Du scheinbar nicht.
Ziellos fährt Dein Lebensboot,
denn des Käptns Herz ist tot.

Seinsaxiome

Ich bin gemacht aus abertausenden Atomen,
doch sind das eben auch ein Tier, ein Baum, ein Stein,
denn alles ist gebaut aus diesen Seinsaxiomen;
ich frag: „Was soll an mir besonders sein?“

Ich rieche zwischen lieblichen Naturaromen
nach Schweiß und hab das Zeug zum bitterbösen Tun,
vom Krebs bedroht, geplagt von seelischen Syndromen,
zerstöre ich die Erde ohne auszuruhn.

Befrag ich Psychologen, oder Anatomen,
was mich zur edlen Krone dieser Schöpfung macht,
belacht man mich: „Jag nicht so weltfremd nach Phantomen,
das hat sich nur ein Kirchenschreiber ausgedacht!“

Mir helfen auch nicht weltbekannte Astronomen
zu klären, wo der Wert in meinem Dasein liegt,
wenn mich Gevatter Tod in meinem Chromosomen
im Licht der Sterne züchtigt und zu früh besiegt.

Die Antwort findet sich wohl jenseits von Diplomen,
durch meine Taten werde ich ein Philosoph,
wenn das nicht fruchtet, flüchte ich zum Gastronomen,
trink mich mir schön und find die Welt nicht mehr so doof.

Alte Träume

Mich suchen alte Träume heim,
sie schwenken schwarze Fahnen,
ich hegte wohl den falschen Keim,
doch das war nicht zu ahnen.

Es grüßt der Mann, der ich nicht war,
mir mangelte die Stärke,
schon jetzt, in viel zu frühem Jahr,
zerfallen meine Werke.

Der Hoffnung winke ich Goodbye,
und könnte ich neu wählen,
dann wär ich auch nicht wirklich frei,
ich würd mich anders quälen.

Jahresringe

Im Wesen ein Baum,
gezeichnet von Jahresringen
mir unter den Augen,
hängt schwer in den Ästen
mein herbstwelkes Laub.

Gefangen im Traum
such ich nach den wahren Dingen,
die mir jetzt noch taugen,
geplagt von Gebresten,
erblindet und taub.

Der Tod naht zum Raub
labt sich an den Resten
ich lasse ihn saugen,
und gleite auf Adlerschwingen
still über den Saum.

Diogenes

Ein Philosoph in alter Zeit,
der lebte in der Tonne,
war ohne Gier und ohne Neid,
und döste in der Sonne.

Von jenem schieren Sonderling,
da hören wir Geschichten,
dass er zumeist zum Marktplatz ging,
die Notdurft zu verrichten.

Dort legte er auch Hand an sich,
um seiner Lust zu frönen,
und fand das jemand widerlich
dann hörte man ihn höhnen.

Bei Tag nahm er Laternenlicht,
und wollte es begründen,
so sinnlos sei die Lampe nicht
will man den Menschen finden.

Gefragt nach seiner Heimatstadt,
wohin die Götter ihn gestellt,
sprach er, was sehr verwundert hat
“Ich bin ein Bürger dieser Welt.”

Er sah mal wen mit hohler Hand,
am kühlen Bach sich laben,
warf seinen Becher in den Sand
und wollt ihn nicht mehr haben.

“Wie solln wir Dich begraben?”
hat man ihn einst gefragt.
„Kein Grabmal will ich haben”,
hat er darauf gesagt.

“Dort wo ich sterbe lasst mich sein
Ihr müsst mich nicht bedecken
zum Schutz vor Tieren mein Gebein
will ich nur einen Stecken.”

“Was willst Du mit dem Stecken, Narr?
Du kannst ihn tot nicht führen” –
“So werd ich” sprach der Weise da,
“auch ihren Biss nicht spüren.”

Ein großer Herrscher wollte gern
des Weisen Gier entfachen
drauf bat er still und leis den Herrn
ihm Platz im Licht zu machen.

Diogenes mag Beispiel sein
von alters her, in alle Zeit,
es braucht nicht viel zum Glücklichsein
übt man sich in Genügsamkeit.

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