Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Egoismus

Solidarität

Letztens fiel, beflissen mauernd,
Fritz der Maurer hoch vom Haus,
unten räumt, fast schon bedauernd,
Stefan dessen Hosen aus.

Manni singt nach Leibeskräften,
mimt im Kirchenchor den Pfau,
doch hausiert mit seinen Säften
oft und gern bei Fritzes Frau.

Nachts rammt Willi sturzbetrunken,
Fritzes neuen PKW,
flüchtet ohne einen Funken
Reue mit dem Sportcoupe.

Paul, (Abteilung für Kredite),
kündigt Fritzes Hypothek,
leiht ihm stolz die erste Miete,
sieht’s als echtes Privileg.

Alle stehn im Krankenzimmer,
tröstend, doch voll Hinterlist,
und beschwören, das schon immer
Männerfreundschaft wichtig ist.

Panik

Schmerz zerreißt mich. Nackte Wut
frisst heiß, wie gallig scharfe Säure,
sich durch den letzten Rest von Mut,
verbrennt mich, und die ungeheure,

Panik, die im Kopf entsteht,
will Schmerz zu tiefer Angst verdichten.
Das Nichts, das mich unfängt, vergeht
wohl nie und muss mein Sein vernichten.

Fäden, die mein Gleichgewicht,
seit Tagen nurmehr seiden halten,
zerbersten, dass es stürzend bricht –
mein Herz, das kalte Zweifel spalten.

Platzend reißt die harte Haut.
Die Starre löst sich, all das Leben,
das viel zu lang sich in mir staut,
ist schwarzem Blutsturz beigegeben.

Hände hab ich nicht genug,
und spür mein Ich, ganz wie von Sinnen,
enttäuscht von Selbstsucht und Betrug,
zersetzt durch meine Finger rinnen.

Latifundien

Komm! Wir geh’n Charakter schießen, oder ein Profil erlegen,
Konturen setzen, fleißig gießen, und in Beeten Stile hegen.

Wir wollen fremde Federn züchten, und nackt im Flusse Nimbus baden,
mit falschen Sympathien flüchten, in kleinkarierte Maskeraden.

Was wir hier sind, ist nicht authentisch, stets nur der Spiegel einer Norm
kaum jemals mit uns selbst identisch, und höchst beruhigend uniform.

Der Fadenschein ist unsre Sonne, ein Schattendasein unser Haus,
doch statt in einer Regentonne, logieren wir in Saus und Braus.

So lass uns weiter Liebe heucheln, und Freundschaft eine Phrase sein,
wenn wir nur fremde Herzen meucheln, wird diese Welt uns nicht zu klein.

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