Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Nichts

Ohne dich

Ohne dichBin ohne dich ein Himmel ohne Sterne.
Ich bin ein Körper, der sein Herz vermisst.
Du bist mein Licht, doch leuchtest in der Ferne,
in einer Welt, die mir verschlossen ist.

Bin wie ein Ozean, der ohne Leben
zu einem sinnentleerten Wasser wird,
bin eine Seele, die in dem Bestreben,
dich zu berühren durch ihr Dasein irrt.

Ich bin dir nah in meinem tiefsten Sehnen,
dich sanft zu streicheln, bleibt mir nur das Wort,
die Zeit allein scheint sich ins Nichts zu dehnen,
drum küss ich dich im Traum an jenem Ort.

Dein Stern

Manchmal ist dein Stern im Sinken,
manchmal steigt er himmelwärts,
manchmal zeigt er nur ein Blinken,
manchmal leitet er ein Herz.

Manchmal frisst den Stern die Schwärze,
manchmal bricht er ihre Macht,
manchmal ist er nur die Kerze,
manchmal Leuchtturm in der Nacht.

Irgendwann geht er zugrunde,
irgendwann stürzt er ins Nichts,
doch in seiner letzten Stunde
flammt er auf zum Licht des Lichts.

Leichtöl

Ich habe mich in dir vergessen,
fiel tief in ein glitzerndes Nichts,
Du spiegeltest mich unterdessen
im Schein eines göttlichen Lichts.

Wir liebten uns seiden verwoben,
von lüsternen Engeln bewacht
Bewusstsein? Gedanken? Zerstoben,
Atome im Schleier der Nacht.

Ein Blatt auf den schäumenden Wellen,
so war mir im Sturmwind dein Schiff,
ich spürte dich splitternd zerschellen,
am leuchtfeuerfunkelnden Riff.

Du hieltest mein Dasein umschlossen
mit sanfter und flehender Hand,
mein Eisherz ist in dir zerflossen,
dann ist es wie Leichtöl verbrannt.

Was?

Was wäre ich wohl ohne dich?
Ein Nichts in fader Hülle,
ein sinnentleertes Über-Ich
und Dasein ohne Fülle.

Und fragst Du, was bist Du für mich?
Mein Herz der Transzendenzen,
mein feenhaftes Eigentlich
im Meer der Existenzen.

Was wir je für den anderen sind?
Der Atem in der Kehle,
das Licht im Lebenslabyrinth,
ein Spiegelbild der Seele.

Morgenmüde

Der Morgen naht. Mir mischt sich in die Atemzüge
der neue Tag. Er quillt in harten Dämmerschüben
durch das Skelettgeäst der kahlen Bäume
und fräst sich in die letzten müden
fieberschweren Halbschlafträume.

Im Innenauge spielt ein Film aus frühen Jahren,
als wir beseelt von Neugier in den Wiesen saßen.
Die Leinwandlider flackern. Die Pupille
rast wie ein Formel-1-Rennwagen
röhrend durch die Angst der Stille.

Am grauen Himmel quietschen abgewrackte Geigen.
Verschlafne Seelen, die zum Tagwerk eilen,
sehn einen Sternenspiegel der zersplittert,
wie ne kaputte Windschutzscheibe
blind im faden Äther zittert.

Ich wache auf. Die Sonne presst sich durch die Läden.
Ihr fahles Licht zerfällt im Wundsee meiner Tränen
ins Spektrum, und ein blasser Regenbogen
steht stumm im Raum. An Puppendrähten
werde ich ins Nichts gezogen.

Abschiedsbrief

Mutter,
wo hast Du mich unter Schmerzen hingeboren,
in welche Vorhofhölle, welches Land der Qual,
warum hast Du mich in dies Nichts im Nichts verloren,
in dieses Dasein abseits jeglicher Moral?

Mutter,
hast Du wirklich nichts geahnt von diesen Kriegen,
von dieser Mordlust, die uns wütend überstürmt,
von Menschlichkeit, die sich verneint in schalen Siegen,
und sich entfremdet in den Leichenhaufen türmt.

Mutter,
zitternd krampfe ich mit Wiederkinderhänden
den letzten Brief auf einen feuchten Rest Papier,
hab auch für dich gekämpft in diesem Blutverschwenden,
Du warst mein Anfang, doch am Ende fehlst Du mir.

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