Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Lustig

Reime, Reime, Reime

Ich seh Reime, wenn ich schlafe,
zähl im Traum sie statt der Schafe,
lese sie auf der Toilette,
auf dem Knie in der Gazette.

Reime Verse und Konsorten
wachsen, sprießen allerorten,
selbst in meiner Unterhose
sitzen sie in der Phimose.

Auch in Hämorrhoidenfalten
scheinen sie sich festzuhalten,
und im Duft von Achselschweiß
wohnt ein Reim, wie ich wohl weiß.

In der Wohnung von Regalen
hört man freche Reime prahlen,
aus den Schränken, von den Bänken,
höhnen Reime, mich zu kränken.

In der Wanne, in der Brause,
fühlen Reime sich zu Hause,
springen aus der Blumenvase
ins Gesicht mir auf die Nase.

Sitzen breit auf meinen Stühlen,
treiben tot im Bier, dem kühlen,
liegen auf dem Abendbrot,
doch nicht ganz so mausetot.

Ich seh Reime in den Bäumen,
hör sie in der Brandung schäumen,
riech den Reim in Blüten wohnen,
seh ihn auf den Bergen thronen.

Reime treiben in den Flüssen,
schütten sich aus Regengüssen,
scheinen mich zu allen Zeiten
durch die Jahre zu begleiten.

Reime duften aus den Tannen,
wiegen sich mit gelben Grannen,
sind, gleich einer Pilzkultur,
eine Plage der Natur.

Reime knattern aus Traktoren,
jucken Schweinen in den Ohren.
Mit der Katze um die Scheunen
scheinen leise sie zu streunen.

Bauers Wachhund bei den Ställen
scheint den Reim herauszubellen.
Auf den Weiden allenthalben,
seh ich Rinder Reime kalben,

Kuh macht Muh und Kühe Mühe,
weckt der Reim mich in der Frühe,
lang bevor er in der Nacht,
statt des Schafs, mich müde macht.

Reime schwitzen aus den Stirnen,
treiben Scherze in den Hirnen,
jagen Strom durch Nervenbahnen
knistern in Geschlechtsorganen,

machen Männer aus Proleten,
zu beseelten Herzpoeten,
die die Welt, statt blind zu gehen,
wie mit neuen Augen sehen,

und die Frau, trotz ihrer Makel
wortreich preisen, welch Debakel,
weil aufs Weib, welch Hinterlist,
gar kein Reim zu machen ist.

Gesicht für meine Hiebe

Ich hab dir ein Gesicht gelichtet
und dabei an ein Ried gelacht,
hab einen Früchtequarz verdichtet,
und unvorsichtig Most gedacht.

Mir fiel die Kram auf meine Lasten,
jetzt such ich bier das Ulfibet,
man soll beim Esten nicht so kasten
grad wenn am Wildschirm Dunst entsteht.

Doch hoff ich lehr, dass meine Geilen
dein Harz und deine Säule rührn,
dir endlich deine Kunden peilen,
und dich mit mir zum Pimmel führn.

Ikea-Liebe

Ikea heißt vor allen Dingen,
(wer kann davon kein Liedchen singen),
sich selbst die letzten Nerven rauben,
beim Möbelbau zum Selberschrauben.

Ob Billy, Bonde und Konsorten,
Gefluche hört man allerorten,
schmeißt man vor Wut beim Möbelstecken
sein Werkzeug wütend in die Ecken.

Am Ende geht zum Lohn der Flüche,
das Möbel wieder in die Brüche,
zerfällt rasant in Windeseile
in hunderttausend Einzelteile.

Drum zimmern wir ein neues Glück
nicht als IKEA-Möbelstück.
Wir wollen statt zu schnell zu bauen,
auch sorgsam auf die Statik schauen,

sowie beim Kauf von Einzelteilen,
nicht allzu hastig uns beeilen,
und wollen sie mit Mut und Glauben,
ganz sicher und stabil verschrauben,

damit das Möbel, das entsteht,
auch niemals in die Brüche geht,
wodurch das Glück für immer bliebe,
und nicht nur als IKEA-Liebe…

Neid (eine Fabel)

Eine kleine Sumpfschildkröte
bläst auf einer Schilfrohrflöte
eine wunderschöne Melodei
da kommt ein Breitmaulfrosch vorbei.

Prüfend schaut er auf die Flöte
der besagten Sumpfschildkröte.
Es regt sich in ihm Flötenneid,
denn sein Maul ist viel zu breit.

Da sagt zu ihm die Sumpfschildkröte,
ich sehe deine Seelennöte,
nimm dir doch vom Pan die Flöte
für’s persönliche Getröte –
doch die gibt es, wie bekannt
leider nur nur in Griechenland.

Den Kopf voll Feuereiferröte
in der Hoffnung auf’s Geflöte,
beeilt der Frosch sich wirklich sehr
und hüpft verzückt ins Mittelmeer.

Ein Raubfisch schwimmt im Wellental
auf Pirsch nach einem Mittagsmahl,
schaut, ob sich ne‘ Chance böte,
auf ’nen Frosch oder ’ne Kröte –
denn statt immer Fisch zu essen,
will er mal was andres fressen.
Er ist ein Fan von Haute Cuisine
und schwimmt sofort und hungrig hin.

Der Frosch fragt nach dem Weg zur Flöte,
doch der Fisch hat eigne Nöte,
denn ihn plagt der Hunger sehr
im leergefischten Mittelmeer.

Drum, ohne weiter rumzuplänkeln,
frisst er den Frosch, nebst zarten Schenkeln,
und freut sich, dass er Frösche tötet,
statt dass er blöde Lieder trötet.

Zuhause sitzt die Sumpfschildkröte
und bläst auf ihrer Schilfrohrflöte,
eine süße Melodei,
und jetzt ist das Gedicht vorbei…

Doch noch spricht der Freizeit-Goethe,
seid nicht neidisch auf’s Geflöte,
bleibt bei euren eignen Leisten,
das ist besser – für die meisten…

Rache

Mit meinem Schnarchen ist’s ’ne Sache,
aus der ich schlicht kein Drama mache,
weil ich, wenn ich lauthals röhre,
meinen Output gar nicht höre.

Nur die Frau, die bei mir wacht,
weil sie um den Schlaf gebracht,
zählt frustriert ein Heer von Schafen,
denn sie möchte endlich schlafen.

Schließlich nimmt sie sich ein Messer,
sticht kurz zu und fühlt sich besser.
Still ist’s nun, doch nicht zum Lachen,
den Sex muss sie jetzt selber machen,

oder macht sich auf die Pirsch
nach einem neuen strammen Hirsch,
der ihr jedoch die Liebesnacht,
wie ich zuvor, zur Hölle macht,

weil er, nach zarter Liebesgunst,
ihr ständig in die Ohren grunzt,
und, was ihr den Schlaf vergällt,
in ein Röchelkoma fällt.

Wieder hört man laute Flüche,
aus dem Viereck ihrer Küche,
wo sie auf die Liebe pfeift
und wieder nach dem Messer greift,

mit dem sie, unter Zornespredigt,
sich auch des nächsten Herrn entledigt,
und, nachdem der Ärmste stirbt,
so ein Plastikding erwirbt.

Das brummt zwar wie ein Katzenbauch,
doch Spaß macht die Maschine auch,
und wird, nachdem sie ihres Amtes waltet,
per Knopfdruck einfach abgeschaltet.

Dann schläft sie friedlich lächelnd ein,
und lässt die Schnarcher Schnarcher sein…

Füße

Du weißt, dass wir Dich gerne tragen,
und ohne Murren, oder Klagen
auf leichtem Fuß, fast wie auf Schwingen
dich treu zu allen Orten bringen.
Du hast uns immer gut gehegt
mit Seife und mit Creme gepflegt
und auch den Pilz der manchmal plagt
mit Salbe schnell hinfort gejagt.

Und doch bedrückt seit kurzer Zeit
uns eine kleine Kleinigkeit.
Nein, nicht die Schuh, die sind okay,
uns tut mehr etwas andres weh –
Dein Bauch ist ziemlich angeschwollen,
Du solltest statt zu laufen, rollen,
damit wir leidgeprüften Beiden,
nicht mehr an diesen Schmerzen leiden.

Wir möchten dich so gerne lenken,
doch kracht’s in beiden Fußgelenken,
und mit jedem deiner Schritte,
reißt es in der Sohlenmitte,
als sollten wir mit Schmerzensqualen,
den Preis für all die Fette zahlen,
und all die Kaloriensünden,
von denen deine Pfunde künden.

Unsre Knochen sind die ersten,
die ob dieses Drucks zerbersten,
bevor die Bänder und die Sehnen,
sich über ihre Spannkraft dehnen,
und mitsamt gesprengter Zehen,
schmerzvoll über’n Jordan gehen,
bis Du, falls Du dich nicht bekehrst,
nur krabbelst oder Rollstuhl fährst.

Drum bitten deine Füße dich,
händeringend, flehentlich,
dass Du das Fett schnell reduzierst
und uns bald nicht mehr malträtierst.
Damit wir beim Spazierengehen
auch wieder mal die Sonne sehen,
statt nur auf deinen mächtig dicken,
kugelrunden Bauch zu blicken.

Dazu im Bad, der Spiegel scheint,
dir bald schon nicht mehr spinnefeind,
und zeigt fortan, statt träger Masse,
einen schlanken Kerl mit Klasse,
der, mit Eleganz und Stil,
rank und schlank und und voll mobil,
über diese Erde schreitet
und seinen Füßen Glück bereitet.

Kann sein, um es voranzutreiben,
dass dir alsbald die Knie auch schreiben,
wie wohl die Hüften, die sich plagen,
sich auch mit derlei Plänen tragen.
Drum bitten Deine Füße dich,
sei gut zu uns und schütze dich.
Es schließen hier, im Angstverdruss,
weil sich schon bald was ändern muss –

Liebe Grüße
Deine Füße

Die Schreibblockade

Traurig aus dem Fenster schauend,
sitzt ein Dichter Bleistift kauend,
und sucht den reinem Reim auf “reich”,
doch dabei wird sein Bleistift weich.

Darauf schafft sich der arme Mann
ne neue Schreibmaschine an,
und hofft umsonst, das Schreibgerät
schafft neue Kreativität.

Jetzt sitzt er wieder traurig schauend,
doch nunmehr an den Nägeln kauend,
und plant (zwecks Schreibblockadenkur)
Computerkauf (nebst Tastatur)…

Der kleine Pinguin

Weinend saß ein Pinguin
auf einer kalten Scholle,
eine Robbe schwamm dorthin
und drehte eine Rolle.
„Was weinst Du kleiner Pinguin?
Du schaust so traurig aus.
Was reißt dich so zu Tränen hin,
was ist dir so ein Graus?“

Da fragte ihn der Pinguin:
„Was lässt dich in dem Glauben,
dass ich ganz voller Trauer bin,
mir meinen Frieden rauben?“

Da sprach die Robbe: „Pinguin,
es ist nicht nur ein Wähnen.
Auf deinen Wangen – kristallin,
seh ich geeiste Tränen.“

Da lachte unser Pinguin:
„Ach Robbe, das ist fein,
vor Lachen ist mein Schmerz dahin,
Du musst ein Sehhund sein.“

So zeigt der kleine Pinguin,
man kann mit gutem Willen
und einem Witzchen zwischendrin,
manch Tränenflüsse stillen.

Rasenschach

Aus Tiefen eines grünen Raumes
fliegt ein kariertes Projektil,
nach Vorbild eines Zaubertraumes,
fast mittig durch ein Fußballspiel.

Es teilt den Raum fast geometrisch,
in klare Einflusssphären auf,
und zwingt als runder Lederfetisch,
vokale Beine in den Lauf.

Zudem verlangt die Ballballistik,
fast mathematisches Kalkül,
zerstört sonst jegliche Artistik,
und torpediert das Ballgefühl.

Die Kugel schreibt eine Parabel,
und folgt dem Drall aus einem Knie,
verknackt ins Zuchthaus einer Fabel
von einem Mittelfeldgenie.

Am Kurvenende folgt ein Ploppen,
es klingt von fern fast trivial,
und eine Neun auf Plastiknoppen,
nimmt Maß mit ihrem Lineal.

Ein Schuss, ein Strich, der Globus zischt,
er trifft ihn optimal,
doch im Geviert, der Torwart fischt,
auch diesen scharfen Ball.

So bleibt das Spiel trotz Arithmetik,
und schierer Wissenschaftlichkeit,
trotz zugegebener Ästhetik,
ein Opfer der Wahrscheinlichkeit.

Drum zieh ich 8×8 Quadrate
dem Massenspaß am Irrtum vor,
und dort ist die Koordinate
des Königs auch mein Fußballtor.

Der Angriff folgt den strengen Regeln
von Logik und von Strategie,
und statt in einer Elf von Flegeln,
bin ich ein einzelnes Genie.

Golf, mein Leben

Achzehn Löcher, ich war locker,
an den Hosen Knickerbocker
und am Hals ein schicker Kragen,
wollte ich ein Spielchen wagen.

Das erste Loch, voll Tatendrang,
an dem mein erster Schlag gelang,
ließ mich – sagen wir es offen –
auf ein Spiel wie Tiger hoffen.

Am zweiten Loch den Ball fixiert
und mit der Keule anvisiert
verflog sehr schnell mein erster Stolz
beim Gewühl im Unterholz.

Am dritten Loch war die Ballistik,
schädlich für die Spielstatistik.
Der Ball er flog, es gab nen Knall
und einen schönen Haftpflichtfall.

Am vierten – die Sirene störte,
die ich noch vom dritten hörte
war ich nicht ganz konzentriert
und hab die erste Wut gespürt.

Der Ball, der dann am fünften lag,
beendet – typisch für den Tag –
mit relativer Vehemenz
eine Goldfischexistenz.

Sodann nach zornerfüllter Predigt
und gänzlich jeden Stils entledigt,
hab ich die Fahne heiß erregt
am sechsten atomar zerlegt.

Am siebten half ich mir mental
und gab am Tee dem nächsten Ball,
dieser kleinen weißen Sau,
den Namen meiner Ehefrau.

Am achten flog der Rest Verwandschaft
von mir geprügelt durch die Landschaft,
doch leider schlug mit bösem Grinsen
ich die Kugel in die Binsen.

Zuletzt verhalf ein Psychotrick
am neunten mir zum Golferglück.
Ums Loch, zwecks zielgenauen Flugs
dachte ich mir Schambewuchs.

Und hab danach ganz konzentriert
an jedem Loch mental trainiert.
Ich hab mich wie ein Pro gefühlt
und den Rest noch Par gespielt.

Bin dann zu meiner Frau gefahren
und wo nach langen Ehejahren
am Ende nur noch Flaute war,
da lief es wieder wunderbar.

Denn ich hab beim Golf kapiert,
dass auch der Kopf den Schläger führt,
und fehlt´s zuhaus an rechter Schwellung,
liegts häufig an der Grundeinstellung…

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