Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Monat: Juni 2008

Fort…

Nun bist Du fort
ohne ein Wort,
hast auf Deinen leisen Sohlen
Dich heimlich einfach fortgestohlen.
Was warf Dich so aus unsrer Bahn,
was habe ich Dir angetan?
Haben wir genug geredet,
oder uns nur angeödet,
und hab ich einfach nicht gespürt
wohin Dein Weg Dich heute führt?

Sag – ist da ein andrer Mann,
der Dich mehr entflammen kann,
oder hast Du mich so satt,
dass leichtes Spiel der Fremde hat?
Warum hast Du mir nichts gesagt,
warum nur hab ich nicht gefragt,
was Du so schwer und traurig fandest,
als Du so schweigsam vor mir standest?

Warum nur bist Du so erkaltet,
hab ich doch alles schön gestaltet,
habe stets an allen Tagen,
auf meinen Händen Dich getragen,
bin immer aufmerksam gewesen,
hab jeden Wunsch Dir abgelesen,
von Deinen Augen, die stets schauten,
als wenn sie ewig auf uns bauten,
die jetzt nach neuen Ufern sehen,
sag was ist nur mit uns geschehen?

Ich bitte Dich, komm doch zurück,
zu schön war unser kurzes Glück,
wir haben uns soviel zu geben,
noch soviel vor uns zu erleben,
mein Herz, ich fleh und bitte Dich,
sei wieder mein, ich liebe Dich…

Golf, mein Leben

Achzehn Löcher, ich war locker,
an den Hosen Knickerbocker
und am Hals ein schicker Kragen,
wollte ich ein Spielchen wagen.

Das erste Loch, voll Tatendrang,
an dem mein erster Schlag gelang,
ließ mich – sagen wir es offen –
auf ein Spiel wie Tiger hoffen.

Am zweiten Loch den Ball fixiert
und mit der Keule anvisiert
verflog sehr schnell mein erster Stolz
beim Gewühl im Unterholz.

Am dritten Loch war die Ballistik,
schädlich für die Spielstatistik.
Der Ball er flog, es gab nen Knall
und einen schönen Haftpflichtfall.

Am vierten – die Sirene störte,
die ich noch vom dritten hörte
war ich nicht ganz konzentriert
und hab die erste Wut gespürt.

Der Ball, der dann am fünften lag,
beendet – typisch für den Tag –
mit relativer Vehemenz
eine Goldfischexistenz.

Sodann nach zornerfüllter Predigt
und gänzlich jeden Stils entledigt,
hab ich die Fahne heiß erregt
am sechsten atomar zerlegt.

Am siebten half ich mir mental
und gab am Tee dem nächsten Ball,
dieser kleinen weißen Sau,
den Namen meiner Ehefrau.

Am achten flog der Rest Verwandschaft
von mir geprügelt durch die Landschaft,
doch leider schlug mit bösem Grinsen
ich die Kugel in die Binsen.

Zuletzt verhalf ein Psychotrick
am neunten mir zum Golferglück.
Ums Loch, zwecks zielgenauen Flugs
dachte ich mir Schambewuchs.

Und hab danach ganz konzentriert
an jedem Loch mental trainiert.
Ich hab mich wie ein Pro gefühlt
und den Rest noch Par gespielt.

Bin dann zu meiner Frau gefahren
und wo nach langen Ehejahren
am Ende nur noch Flaute war,
da lief es wieder wunderbar.

Denn ich hab beim Golf kapiert,
dass auch der Kopf den Schläger führt,
und fehlt´s zuhaus an rechter Schwellung,
liegts häufig an der Grundeinstellung…

Gegangen

Oft merkt man erst, wie man vermisst,
wenn jemand fortgegangen ist,
der Dir, statt dass er Glück verheißt,
ein Loch in Deine Seele reißt…

Dann wünschst Du sehnlich, dieses Glück,
es käm alsbald zu Dir zurück,
um dieses Loch gesundzuheilen,
und Dir im Herzen zu verweilen.

Doch zwingt der Schmerz Dich einzusehen,
dass manche gleich für immer gehen,
hast Du sie dumm und unbedacht,
um ihren Mut zu Dir gebracht.

Du kannst nun voller Inbrunst flehen,
sie mögen nicht für immer gehen,
doch traurig wird Dir manchmal klar,
dass es wohl doch für immer war…

Entscheidungen

Schmerzen im Arm,
weitergeschwommen,
Brust ganz warm,
Kränze bekommen.

Nicht in den Urlaub gejettet,
Angst vor Attentat,
Vom Auto geplättet,
vorm Hallenbad.

Lieber nichts riskiert,
zwei Tage später,
selber massakriert,
vom gleichen Täter.

Ein paar Nazilieder,
war doch nichts dabei,
Jetzt liest Du wieder:
Arbeit macht frei…

Hände

Spürst Du meine warmen Hände,
die sorgsam sind und stark zugleich,
sie schreiben kleine Liebesbände,
auf Deine Haut, so zart und weich.

Sie wandern über Deine Hügel,
und machen in den Tälern rast,
Mal sind sie feine Feenflügel,
die zärtlich sind und ohne Hast.

Mal sind sie Mustangs einer Herde,
die in Dir ein Beben schür’n,
dann grasen sie wie stille Pferde,
die Dich zu leisem Glück verführ’n.

Sie streicheln Deine heißen Wangen,
Dein Körper wird zum Flammenmeer,
und Deine Haut brennt vor Verlangen,
will immer mehr – und immer mehr…

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