Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Kategorie: Philosophisches (Seite 1 von 2)

Schmetterlinge

SchmetterlingeSie tanzen einen zauberhaften Reigen,
Ihr Flug, die schönste Opera comique,
verulkt beschwipst die Regeln der Physik,
als wollten sie dem Menschen lustig zeigen:

Hör auf, dich frech in Hybris zu versteigen.
Die Welt ist fern der Hoch-Mathematik
auch Traum und Liebe, Künste und Musik.
Lass deinen Allmachtsanspruch endlich schweigen.

Die Wissenschaft ist nicht der Weg zum Glück.
Aus kaltem Tun führt oft kein Weg zurück.
Kehr um! Du solltest endlich dich besinnen:

Nicht Herr! Du bist ein Gaukler der Natur.
Du bist statt Gott, wie wir ein Troubadour!
Komm tanz mit uns. Nur so kannst Du gewinnen!

Augenwischerei

Der Mensch ist eine Marionette,
gepeinigt durch das Rad der Zeit,
und „Freiheit“ nichts als ne Plakette
für seine Ausweglosigkeit.

Da ist kein edler, freier Wille
nur Ödnis und ein Jammertal
Geschönt durch eine rosa Brille
erscheint das Chaos rational.

So rennt der Mensch an Puppenschnüren
durch diese Welt und denkt sich frei,
und lässt sich in die Irre führen,
von blinder Augenwischerei.

Dein Stern

Manchmal ist dein Stern im Sinken,
manchmal steigt er himmelwärts,
manchmal zeigt er nur ein Blinken,
manchmal leitet er ein Herz.

Manchmal frisst den Stern die Schwärze,
manchmal bricht er ihre Macht,
manchmal ist er nur die Kerze,
manchmal Leuchtturm in der Nacht.

Irgendwann geht er zugrunde,
irgendwann stürzt er ins Nichts,
doch in seiner letzten Stunde
flammt er auf zum Licht des Lichts.

gewichtig

gewichtigWas wiegt wohl ein Sternenfunkeln,
was am Tag das Sonnenlicht,
hat die Angst bei Nacht im Dunkeln,
sowas wie ein Molgewicht?

Welche Schwere haben Zahlen,
wieviel Gramm hat wohl ein Kreis,
welche Masse nach dem Malen
hat im Aug das Künstlerweiß?

Zeigt die schönste Menschenseele
auf der Waage etwas an,
hat die Wut in einer Kehle
etwas, das man wiegen kann?

Manches, das an Unzen nichtig,
wie das Glück, der Traum, die Zeit,
ist von Wert und schwergewichtig
in des Menschen Wirklichkeit.

Seinsaxiome

Ich bin gemacht aus abertausenden Atomen,
doch sind das eben auch ein Tier, ein Baum, ein Stein,
denn alles ist gebaut aus diesen Seinsaxiomen;
ich frag: „Was soll an mir besonders sein?“

Ich rieche zwischen lieblichen Naturaromen
nach Schweiß und hab das Zeug zum bitterbösen Tun,
vom Krebs bedroht, geplagt von seelischen Syndromen,
zerstöre ich die Erde ohne auszuruhn.

Befrag ich Psychologen, oder Anatomen,
was mich zur edlen Krone dieser Schöpfung macht,
belacht man mich: „Jag nicht so weltfremd nach Phantomen,
das hat sich nur ein Kirchenschreiber ausgedacht!“

Mir helfen auch nicht weltbekannte Astronomen
zu klären, wo der Wert in meinem Dasein liegt,
wenn mich Gevatter Tod in meinem Chromosomen
im Licht der Sterne züchtigt und zu früh besiegt.

Die Antwort findet sich wohl jenseits von Diplomen,
durch meine Taten werde ich ein Philosoph,
wenn das nicht fruchtet, flüchte ich zum Gastronomen,
trink mich mir schön und find die Welt nicht mehr so doof.

Götter

„Wer bin ich, und wenn ja wieviele?“
befragte sich die Bodendiele.
„Die Welt ist flach und estrichfarben,
ich muss auf ihr als Trittbrett darben.“

Ein Wischmopp kam und sah die Dielen:
erstaunt, ob sie vom Himmel fielen.
„Ich denke, also wisch ich!“ sagte
der Mopp, als er sich mühsam plagte.

Die Bodenplanke wieder glaubte,
dass da ein Gott ihr Sein entstaubte.
Der Besen blickte auf zur Lampe,
und schrie: „Du blöde Götterschlampe!“

„Ich sing dir keine Liebesoden.
Die Welt ist Scheiße und der Boden,
auf dem ich gehe, ist ne doofe,
verschmutzte Riesenkatastrophe!“

Die Putzfrau schwang den schnöden Wedel,
und fand die Bretter wirklich edel.
Ihr Gott war keine hehre Flause:
er saß beim Bier im Ripp zuhause.

Die Welt besteht, das scheint bewiesen,
aus Estrich, oder Bodenfliesen,
doch Götter sind, wie hier zu lesen,
wohl eher relative Wesen.

Lebenslicht

Wohin ziehn die Lebensfunken,
wenn das Sein zum Nichts sich neigt,
sind sie mit dem Leib versunken,
wenn die Stimme stirbt und schweigt?

Geht der Geist auf eine Reise,
wenn das Auge schließlich bricht,
oder nimmt der Tod ganz leise
mit der Kerze auch das Licht?

Weißt Du, wo die Seelen bleiben?
Wer gibt auf ihr Leuchten Acht?
Wenn wir in das Dunkel treiben,
wartet eine Lichternacht?

Bleiben wir nach letzten Schmerzen,
wenn der Körper schon verdirbt,
noch am Leben in den Herzen,
bis die letzte Liebe stirbt?

Keiner kann die Antwort geben,
weil kein Ton herüber klingt.
Schenk dem Leben drum mehr Leben,
bis die Nacht dich niederringt.

Fahr, auch wenn die Stürme stieben,
mutig durch des Lebens Gischt,
lieb die Menschen, die dich lieben,
dass dein Licht nicht früh verlischt.

was man denkt…

Ist es nicht ungerecht,
letztlich sterben zu müssen,
als sei uns das Leben geliehen,
statt vom gnädigen Himmel geschenkt?

Ist es ausschließlich schlecht,
um das Ende zu wissen,
sich immer darauf zu beziehen,
gleich wohin man die Schritte auch lenkt?

Sind dem Tod wir ein Knecht,
aus dem Dasein gerissen,
geprellt um den Lohn unsrer Mühen,
wenn das Blatt seiner Sense uns henkt?

Sind die Träume nur echt,
unser Leben ein Kissen,
mit Nadeln gespickt, deren Glühen
uns quält, bis der Vorhang sich senkt?

Kommt drauf an, was man denkt…

Ringen

Spür hinter den Dingen im Äther ein Schwingen,
in all deinen Stunden bist Du ihm verbunden.
Kaum hörst Du sein Singen hast Du fast gefunden,
die Welt scheint verschwunden, und in diesem Klingen
liegt all dein Entspringen. 

Doch hast Du beim Ringen, im Kampf mit den Sphingen,
trotz Rissen und Schrunden und blutenden Wunden,
verliebt ins Gelingen, dich tapfer geschunden,
dann kannst Du gesunden - auf ewigen Schwingen
dich gänzlich entdingen.

Segel

Die Schönheit schwindet. In dir schreibt
der alte Glanz vergangner Tage
ein Buch, das dich ins Gestern treibt,
auch wenn die große Lebenswaage,
sich langsam schon zum Ende neigt
und dir die letzte Grenze zeigt.

Die Jugend flieht, der Zahn der Zeit
nagt hart an deinem bisschen Leben,
die Haut wird welk, die Hüften breit,
dein Körper stirbt, und hat dein Streben
nicht für das große Glück gereicht,
sind letzte Riten niemals leicht.

Der Herbst naht schnell, und was nicht heilt,
hast Du es nicht beizeit gerichtet,
wird nicht mehr ganz, wie man auch eilt,
weil dich der Tod zu bald vernichtet,
bevor Du dich vollendet meinst,
auch wenn Du bittre Tränen weinst.

Das Alter plagt, doch kann auch reich
gelebt sein, folgst Du seinen Regeln.
Die Welt vor deinem Zapfenstreich
genieße unter vollen Segeln,
damit Du dich von Angst befreist
und mutig in das Dunkel reist.

Jahresringe

Im Wesen ein Baum,
gezeichnet von Jahresringen
mir unter den Augen,
hängt schwer in den Ästen
mein herbstwelkes Laub.

Gefangen im Traum
such ich nach den wahren Dingen,
die mir jetzt noch taugen,
geplagt von Gebresten,
erblindet und taub.

Der Tod naht zum Raub
labt sich an den Resten
ich lasse ihn saugen,
und gleite auf Adlerschwingen
still über den Saum.

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