Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Autor: Thomas (Seite 1 von 25)

Der Speaker

Es springt ein Speaker auf die Bühne,
wohl mehr ein Zwerg als eher Hüne.
Doch rennt er rum und intoniert,
als sei ein Riese einmarschiert.

Er spricht von Neuro, Mumm, Aktion!
Von heißem Herz, Inspiration!
Er geißelt, hypt, die Wahn-Eloge
aufs Hirn verrät: Der ist auf Droge.

Er zuckt und zetert viele Male
und steigert sich bis zum Finale:
„Ihr müsst euch im Erfolg verbeißen
und für den Job den Arsch aufreißen.

Ihr müsst echt können, nicht nur kennen
und müsst für eure Arbeit brennen,
sollt selbst im grellsten Feuerschein
die hellste aller Fackeln sein!“

Das Plenum schluckt und schaut betreten:
„Wer hat den Clown bloß hergebeten?“
Denn vor ihm sitzt die Creme des Landes,
des deutschen Feuerwehrverbandes.

 

Weihnacht Heimat

Schon wieder ist ein Jahr gegangen,
Die Welt macht sich zum Fest bereit,
und rotgefärbte Kinderwangen
sind voller Hoffnung, dass es schneit.

Die Nacht ist still und tausend Sterne
Erleuchten hell das Himmelszelt.
Sie wärmen uns trotz ihrer Ferne
Die Herzen und die Winterwelt.

Der Baum beherbergt die Geschenke,
Ein jeder Tisch ist reich gedeckt,
Die Speisen edel, die Getränke
So fein, dass es nach Himmel schmeckt.

Doch ist mit all den schönen Gaben,
Mit denen uns die Zeit verzückt,
Und all der Freude, die wir haben,
Nicht jeder Mensch zugleich beglückt.

Das Herz der Weihnacht heißt auch teilen,
Und jenen, die zum Fest allein
Nach Furcht und Flucht jetzt bei uns weilen,
soll Heimat unsre Gabe sein.

Feierabend

Der Tag neigt sich dem Ende zu,
die Nacht bricht gar zu bald herein,
mein Hirn, es legt sich jetzt zur Ruh,
mein Glied ist nun allein.

Der Wahnwitz packt mich rabiat,
mein Jekyll schläft, es wacht der Hyde
und hinter meiner Hosennaht
regt dumpf sich Lüsternheit.

Was ich nun tu? Weiß nicht genau,
wie ich es wirksam sublimier,
und mangelt es an einer Frau,
betäub ich es mit Bier.

Die Frau in Rot

Du stehst nur da, lasziv – ein Traum in Rot,
ich seufze lustvoll, sprach- und atemlos.
Gefährlich schaukelnd wie ein Ruderboot
wank ich zu dir und stottere: „Grandios –

durch dich wird all das ringsherum Spalier.
Ich möchte einfach nur in deiner Nähe sein,
und wenn es sein muss, auch als das Klavier,
an dem du lehnst – vielleicht auch als der Wein

im Glas, das du an deine Lippen hebst,
als Kleid, das sich an deinen Körper schmiegt,
der warme Untergrund auf dem du schwebst
und nicht zuletzt als Mann, der bei dir liegt.

Du lächelst: „Ich bin keine Standardfrau,
bin kein Pokal, den man besitzen kann,
kein Freiwild, kenne meinen Wert genau,
schenk mich nicht billig her an jedermann.

Komm her und setz dich zu mir ans Klavier.
Spiel mir ein Lied, das leis mein Herz berührt,
dann geh ich mit dir und ich zeige dir,
wie eine Frau von Welt und Stil verführt.“

Ich bin verwirrt und treff die Tasten nicht,
erröte wie das zauberhafte Kleid
an deinem schönen Leib. Mir im Gesicht
steht Panik, und ich sag: „Es tut mir leid.

Ich spiel, als wenn es um mein Leben geht,
doch wenn die Pumpe bis zum Halse pocht,
mir kalte Furcht wie Eis im Nacken steht,
und mir das Blut in meinen Adern kocht,

weil Du mit deinem wunderschönen Duft
verlockend nah und doch unnahbar bist,
dann irren meine Hände durch die Luft
und spielen irgendwie den letzten Mist.“

Du lachst und strahlst mich an mit einem Blick,
der mich die Welt um uns vergessen lässt.
Ich spür genau, jetzt gibt es kein Zurück.
Mein weißes Hemd ist schon vom Schweiß durchnässt.

Ich zieh dich an mich, und ich küsse dich,
als gäb es nach uns keine Tage mehr.
Du sträubst dich nur ein wenig. Anfänglich
kommt es mir vor, als sei da Gegenwehr.

Doch das ist alles nur ein kleines Spiel,
mit dem du mich fast in den Wahnsinn treibst.
Du schiebst dich an mich. Wird mir das zu viel?
Mein Körper bebt, als du dich an mir reibst

und deine Zunge mich um den Verstand
aus feuchten Träumen in den Wahnsinn küsst,
bis deine sorgsam manikürte Hand,
die mal ein Raubtier und mal Schlange ist,

mir wissend und noch gänzlich unerlaubt
in meine viel zu enge Hose fasst,
was mir den letzten Rest von Atem raubt.
Sie hat gerade so hineingepasst,

da spüre ich, wie siedend heiß die Lust
aus meinen Lenden jäh ins Beinkleid jagt,
hab Angst und das Gefühl, dass mir die Brust
gleich platzt und mir das Herz den Dienst versagt.

Doch plötzlich lockerst du den zarten Griff
und öffnest mit der freien rechten Hand
den Knopf zu meiner Mitte. Dieser Kniff
grenzt an ein Wunder. Ich bin so entbrannt,

und so betäubt vor Lust und Glück,
dass ich dich wild und völlig willenlos
auf das Klavier und seine Tasten drück.
Du trägst kein Höschen, und dein Schoß

verlangt nach mir. Ich bin jetzt auch bereit.
Ich geh ein wenig in die weichen Knie
und füge mich in deine Weiblichkeit.
Was hör ich da? Welch süße Phantasie

erklingt aus jenem sturen Instrument,
das sich mir eben schnöd verweigert hat,
in diesem traumhaft lüsternen Moment?
Ich lausche still, doch du stöhnst nimmersatt:

„Ich ahnte, dass du wirklich virtuos
auf vielerlei Gerät zu spielen weißt.
Halt mich ganz fest und lass mich nicht mehr los,
bis du mich bald in einen Strudel reißt,

in dem ich frei von Sitte und Benimm
in einem Rausch von Gier und Energie
mit dir den Gipfel meiner Lust erklimm.
Stoß zu, wir vögeln eine Melodie.“

Mensch!

Mensch, nimm dich doch nicht so wichtig,
denn Du bist in dieser Welt
nur ein Wurm und ziemlich nichtig,
auch wenn dir das nicht gefällt.

Halte dich nicht für die Krone
dieser Schöpfung, denn Du bist
nur ein schwaches Licht das ohne
die Natur verloren ist.

Füge dich in dieses Denken,
ihm zum Ausgleich bist Du frei,
lern dein Leben achtsam lenken,
ist es doch so schnell vorbei.

Die alles entscheidende Frage

Der Mann, die Frau, wie sonderbar,
sie werden manches Mal ein Paar,
was ich doch ziemlich komisch find,
weil sie so sehr verschieden sind.

Der Mann trägt einen Wurmfortsatz,
die Frau hat einen Frauenschatz
und beide sind, wie wundervoll
recht kompatibel. Das ist toll.

Wenn da nur nicht die Liebe wär.
Sie macht es den Geschlechtern schwer:
Schon bald ist, was noch unten passt,
sich obenrum total verhasst.

Drum hör: Obwohl ich dich sehr mag,
will ich nur einen Werkvertrag,
befristet und mit Mehr-Option
bei steter Lust und Emotion.

Ich frage dich, geliebtes Weib,
bist Du mein süßer Zeitvertreib,
für eine festgelegte Frist,
nach der man wieder Single ist,

es sei denn, man kommt überein,
die Welt ist öde, ganz allein
und einigt sich auf noch mehr Zeit
am Tisch, im Bett, verliebt zu zweit?

So bitt ich dich um Herz und Hand,
um Geld und Busen und Verstand,
und hoffe Du bist immer da
für mich. Dann sag vernehmlich „Ja“.

Schmetterlinge

SchmetterlingeSie tanzen einen zauberhaften Reigen,
Ihr Flug, die schönste Opera comique,
verulkt beschwipst die Regeln der Physik,
als wollten sie dem Menschen lustig zeigen:

Hör auf, dich frech in Hybris zu versteigen.
Die Welt ist fern der Hoch-Mathematik
auch Traum und Liebe, Künste und Musik.
Lass deinen Allmachtsanspruch endlich schweigen.

Die Wissenschaft ist nicht der Weg zum Glück.
Aus kaltem Tun führt oft kein Weg zurück.
Kehr um! Du solltest endlich dich besinnen:

Nicht Herr! Du bist ein Gaukler der Natur.
Du bist statt Gott, wie wir ein Troubadour!
Komm tanz mit uns. Nur so kannst Du gewinnen!

ierend

Schon wieder wirkt was inspirierend,
ist statt nur gut, spektakulär.
heißt stimulierend, transformierend,
elektrisierend und denkt quer.

Schon wieder dünkt was aktivierend,
zudem noch hip und visionär.
wirkt animierend, motivierend,
das scheint mir sprachlich pubertär.

Ich finde ziemlich irritierend:
So viel soll toll sein? Eine Mär!
Kaum tanzt ein Gaukler missionierend,
turnt jeder Lemming hinterher.

Deinem Duft

Deinem DuftWie könnte ich den Zauber fliehen,
den Du auf meine Tage legst,
kann mich dem Wunder nicht entziehen,
mit dem Du meine Welt bewegst.

Zu Hause steh ich vor dem Spiegel
und frage mich die ganze Zeit,
warum hab ich nur keine Flügel,
ist doch der Weg zu dir so weit.

Ich geh und schlage meinen Kragen
nach oben in der kalten Luft,
so lang mich meine Füße tragen
folg ich im Dunkel deinem Duft.

Nirgendwo

Die Tür macht Bumm
Ich dreh mich um
Ich geh zurück
Und schau herum
Es fehlt ein Stück
Von meinem Glück

Ich schlucke stumm
Ich bin so voll
Und fühl mich leer
Da ist kein Groll
Doch ist es schwer.
Vermiss dich sehr.

Ich seh ringsum
Nur dein Gesicht
Und spür die Kluft
Da bist Du nicht
Riech deinen Duft
Noch in der Luft

Ich frag warum
Bist Du nicht da
Du fehlst mir so
Und bist doch nah
Ich ruf Hallo
Ins Nirgendwo

Ohne dich

Ohne dichBin ohne dich ein Himmel ohne Sterne.
Ich bin ein Körper, der sein Herz vermisst.
Du bist mein Licht, doch leuchtest in der Ferne,
in einer Welt, die mir verschlossen ist.

Bin wie ein Ozean, der ohne Leben
zu einem sinnentleerten Wasser wird,
bin eine Seele, die in dem Bestreben,
dich zu berühren durch ihr Dasein irrt.

Ich bin dir nah in meinem tiefsten Sehnen,
dich sanft zu streicheln, bleibt mir nur das Wort,
die Zeit allein scheint sich ins Nichts zu dehnen,
drum küss ich dich im Traum an jenem Ort.

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