Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Monat: September 2009 (Seite 1 von 2)

Sommerliebe

Wir spannten unser Zelt auf eine Wanderdüne,
dort liebten wir uns einen Sommer lang,
beschauten still das Meer von jener Sandtribüne
und küssten uns zum sanften Wellenklang.

Die Sonne brannte all ihr Licht auf unsre Leiber,
sie kühlte uns die heiß geliebte Haut,
war Regisseur, sowie zugleich auch Drehbuchschreiber,
sie ließ uns spielen und hat zugeschaut.

Der Sommertraum verging und mit ihm deine Liebe,
das Zelt versank im weichen Dünensand,
noch während ich den warmen Grund nach dir durchsiebe,
schaust Du bereits vom Meer zu mir aufs Land.

Ich blicke auf das Wasser und die Glitzerwellen,
das Herbstlicht spielt mir lächelnd einen Streich,
dein zartes Antlitz will sich meinem zugesellen,
ein letzter Kuss haucht meine Lippen weich.

Du winkst, und mit der Sonne geht der schöne Zauber,
versinkt im Meereswogenkräuselblau,
im Gehen klopf ich seufzend meine Kleider sauber,
und sehne mich nach meiner Meerjungfrau.

Ich geh

Komm her!
Ich floh in deine Arme,
von Angst um dich und mich beseelt,
doch statt des Heißen hat das Warme,
in diesem Augenblick gefehlt.

Bin da!
Ich nahm von deinen Gaben,
lag still und koste deine Brust,
doch wollte ich mehr Liebe haben,
statt hergeschenkter Lust.

Ich geh,
und wein um gute Zeiten,
sie waren mein wohl größtes Glück,
ein Stück will ich dich noch begleiten,
dann lass ich dich zurück…

Zuversicht

Streich mir die Liebe in die Poren,
doch tu es sanft und ohne Hast,
ich habe meine wohl verloren,
obwohl wir sie uns damals schworen,
vielleicht hab ich nicht aufgepasst
und sie ist unterwegs erfroren.

Erwärme mich mit deinem Lachen,
bevor mein Herz vor Kälte bricht,
ich will das Feuer neu entfachen,
und möchte neben dir erwachen,
in liebevoller Zuversicht.

Wo sie liegen soll

Wo sie jetzt liegen soll,
da liegt sie nicht,
wo sie jetzt sein soll, klafft ein Loch.
Ein Nichts bricht aus,
mit kalter Leere voll,
schluckt alles warme Licht.

Doch hier im leeren Haus,
da spüre ich ihr Dasein noch.

Wo sie jetzt liegen soll,
da liegt sie doch,
wo sie jetzt sein soll, ist ihr Ort.
Mein Herz läuft aus,
doch ist mit Liebe voll –
und schlägt trotz Schmerzen noch.

Sie ist nur aus dem Haus,
und nicht aus meiner Mitte fort…

Kanzlerolympiade

Ich starte meine eigne Olympiade
will bald schon Kanzler aller Deutschen werden.
Der Spruch von falscher Hast und jungen Pferden
ist Ansporn mehr, als hemmende Blockade.

Dank einer populistischen Scharade,
betäube ich die Wähler-Lemmingherden,
im feinen Zwirn mich salbungsvoll Gebärden,
verschafft mir eine ehrliche Fassade.

Dem Unwägbaren in den Plebisziten
zu wehren, will ich Feuerreden halten.
Ich les der Führerkaste die Leviten,

erkläre meinen Bruch mit allen alten,
nur scheinbar ewig zementierten Riten,
lass Milch und Honig unser Land gestalten.

Dann will ich jenseits ausgetretner Pfade,
zum Schutz vor Tod und Hunger und Verderben,
für Frieden auf der ganzen Erde werben,
wohl noch in meiner ersten Amtsdekade,

(denn weniger als Helmut Kohl wär schade)
Mahatma Gandhi und sein Werk beerben,
wenn alles glückt, von Mörderhänden sterben
am Ende meiner Köpenickiade.

Zum Dank für pazifistische Meriten,
spür ich den Tod mich bitterkalt durchwalten.
Beim nächsten Mal lass ich mir das nicht bieten,

will meine Seele mal ganz anders spalten,
und schieß als Sheriff auf Wildwestbanditen
in dieser besten aller Heilanstalten.

Ohne Leben

Ich liege brach und aller Samen
ist jäh mir aus dem Grund gespült,
wie fruchtbar hab ich deinen Namen
noch gestern für mein Feld gefühlt.

Kein Leben mehr in meiner Krume,
kein Maulwurf macht den Boden kraus,
verkümmert liegt die letzte Blume,
sieht stumm nach toter Hoffnung aus.

Ich warte dürstend auf den Regen,
den Keim, der neu zum Dasein strebt,
doch ohne dich, und dein mich Hegen,
bleibt jedes Saatgut unbelebt.

Bald lassen mich Maschinen beben,
mein Grund trägt einen fremden Traum,
nicht stark, nur hart, ganz ohne Leben,
seh ich dein Bild am Ackersaum…

Panik

Schmerz zerreißt mich. Nackte Wut
frisst heiß, wie gallig scharfe Säure,
sich durch den letzten Rest von Mut,
verbrennt mich, und die ungeheure,

Panik, die im Kopf entsteht,
will Schmerz zu tiefer Angst verdichten.
Das Nichts, das mich unfängt, vergeht
wohl nie und muss mein Sein vernichten.

Fäden, die mein Gleichgewicht,
seit Tagen nurmehr seiden halten,
zerbersten, dass es stürzend bricht –
mein Herz, das kalte Zweifel spalten.

Platzend reißt die harte Haut.
Die Starre löst sich, all das Leben,
das viel zu lang sich in mir staut,
ist schwarzem Blutsturz beigegeben.

Hände hab ich nicht genug,
und spür mein Ich, ganz wie von Sinnen,
enttäuscht von Selbstsucht und Betrug,
zersetzt durch meine Finger rinnen.

Spektakel

Geheimnisvoll orakelst Du,
sezierst mich filigran,
mein Über-Ich debakelst Du,
tangierst mich subkutan.

Höchst erogen spektakelst Du,
drapierst dich ungeniert,
mit sanfter Hand mirakelst Du,
kandierst mich raffiniert.

Voll Zärtlichkeit tentakelst Du
skalierst mich labial,
ekastatisch tabernakelst Du,
dressierst mich futteral.

Letzte Reime

Wie werden meine letzten, leisen Worte lauten,
lieg ich schon brach, und ganz dem Untergang geweiht?
Was bricht heraus, von dem noch in mir Angestauten –
sind Zorn und Trotz, statt Mut und Weisheit mein Geleit?

Soll mich die Angst vor jenem großen Unvertrauten,
verstummen lassen? Sterbe ich in Schweigsamkeit?
Zerstört das Sein am Scheideweg die Mauerbauten
in mir – und füllt mein Herz sich mit Entschlossenheit?

Spür ich den Kern des Todes mir im Körper keimen,
will ich nicht starr an eine kahle Decke sehn,
ich höhne Tod und Teufel in den letzten Reimen,

was nutzt es mir, in Demut und in Angst zu gehn?
Ich möchte laut, nicht ängstlich zitternd im Geheimen,
so wie ein welkes Blatt im kalten Wind verwehn.

Im Konjunktiv

Zu viele leben exzessiv
in fremden Dimensionen,
ihr Leben spielt im Konjunktiv
voll leerer Ambitionen.

Die wahre Welt ist zwar real,
doch kennt sie keine Helden,
so träumt man sich ins Ideal,
hat endlich was zu melden.

Ein „hätte“ wird zum ist-Ersatz,
das „könnte“ zur Parole,
und selbst der größte Hosenmatz
schwenkt seine Gloriole.

Im groß zu tun, statt großem Tun
verlegt man sich aufs „sollte“,
lebt gänzlich wirklichkeitsimmun,
bepreist sein schales „wollte“.

Die Würde stirbt als Korrektiv,
das „würde“ scheint zu lohnen,
den Tagtraum träumt man obsessiv,
lebt blind in Illusionen.

Aus der Traum

Im Palmenhain schau ich den Reigen
der Kolibris und nasche Feigen,
ein kühler Bach gluckst froh darin.

Ein schönes Mädchen hör ich lachen.
Am Grenzstein zwischen Schlaf und Wachen
ist sie der Traumwelt Hüterin.

Schon spür ich sie, mich warm beschatten.
Sie will mir einen Kuss gestatten,
und mehr, die nackte Reiterin.

Und wie von Fern hör ich sie hämen,
„Sie Faulpelz, sollten sich was schämen!“
schimpft meine Gruppenleiterin.

Gleitzeit

Es war ein Tag wie Terpentin,
ich zog Routinekreise,
die Zeit roch streng, flog schnell dahin,
auf altbekannte Weise.

Auf einmal drang ein Duft von Grün,
in meine Blinddarmnase.
Ich schmiss den Nachmittagstermin,
floh alle scharfen Gase.

Die frische Luft roch feminin,
nach bunter Blütenpause,
ich küsste meine Gärtnerin,
und nahm sie mit nach Hause.

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