Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Morgen

Zu früh

Du regst Dich. Tief in deinem Haar
vergrab ich meine Nase.
Dein Duft versetzt ihr Flügelpaar
in bebende Extase.

Dein Seufzen keimt in meinem Bauch
zu allergrößten Flausen.
Sie steigen auf wie feiner Rauch,
bis sie mein Stammhirn zausen.

Mein Kopf erwacht und wägt kurz ab:
„Zu früh? Soll ich es wagen?“
Die Flausen sausen wild hinab,
schon muss ich nichts mehr sagen.

Du schmiegst dich an mich, lächelst still
beim Anblick der Präsente:
„Nicht bös sein, weil ich noch nicht will,
trotz DIESER Komplimente.“

Morgenmüde

Der Morgen naht. Mir mischt sich in die Atemzüge
der neue Tag. Er quillt in harten Dämmerschüben
durch das Skelettgeäst der kahlen Bäume
und fräst sich in die letzten müden
fieberschweren Halbschlafträume.

Im Innenauge spielt ein Film aus frühen Jahren,
als wir beseelt von Neugier in den Wiesen saßen.
Die Leinwandlider flackern. Die Pupille
rast wie ein Formel-1-Rennwagen
röhrend durch die Angst der Stille.

Am grauen Himmel quietschen abgewrackte Geigen.
Verschlafne Seelen, die zum Tagwerk eilen,
sehn einen Sternenspiegel der zersplittert,
wie ne kaputte Windschutzscheibe
blind im faden Äther zittert.

Ich wache auf. Die Sonne presst sich durch die Läden.
Ihr fahles Licht zerfällt im Wundsee meiner Tränen
ins Spektrum, und ein blasser Regenbogen
steht stumm im Raum. An Puppendrähten
werde ich ins Nichts gezogen.

Liebeshain

Im Tau des Morgens atmet still,
mein duftend grüner Liebeshain,
den ich so gern durchwandern will,
im frühjahrswarmen Sonnenschein.

Das Antlitz sanft, im Herzen wild,
so lädt er zum Spaziergang ein.
Ich steh vor diesem Zauberbild,
vor Ehrfurcht stumm am Feldesrain.

Wohlan, ich will der Erste sein,
und wünsche mir dies Traumidyll,
als Ort der Kraft für mich allein,
an dem ich meine Lungen füll.

Morgenaquarell

Auf deinen weichen Körper malt das frühe Licht
ein Aquarell von Sehnsucht und Begehren,
mag meine Welt, wenn es sich wärmend auf dir bricht,
pastellgefärbt von Zauberhand entschweren.

Dein Atem spielt mit einer Strähne im Gesicht,
ein Seufzen schürt das schüchtern mich Verzehren,
dich aus dem Traum zu wecken, wage ich noch nicht,
will nicht dies Bild durch meine Lust entehren.

Du schlägst die Augen auf und flutest meine Seele
mit Liebe, die mich jäh in einen Strudel reißt,
in tiefster Brust ein Wollen ohne Parallele,

das wie ein Feuersturm in meinen Venen kreist,
in den ich mich beherzt und resigniert befehle,
weil er, wenn ich mich füge, in den Himmel weist.

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