Terrabella

Gedichte gegen das Alltagsgrau...

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Rad der Zeit

Das Rad der Zeit als Dieb es kam,
auf leisen Sohlen in der Nacht,
doch hat die Jahre, die es nahm,
zugleich es zum Geschenk gemacht.

So fühle ich trotz manchem Hagel,
der meinem Schicksal Beulen schlug,
trotz manchem blau gehau’nen Nagel,
und manchem dummen Selbstbetrug.

Das Glück ist keine Schicksalsfrage,
folgt nicht des Zufalls Würfelspiel,
verweist manch böse Lebenslage,
doch auf ein falsch gewähltes Ziel.

Das Lebensglück ist wie das Eisen,
es will im Tun geschmiedet sein,
der Lebensweg ist wie ein Reisen,
und führt uns in uns selbst hinein.

Existenz

Verzückt lausch ich in watteweicher Winterweite
dem leisen Klang der weißen Flockenmelodie,
hör, was verspielt aus ihrem grauen Himmel schneite,
auf kalter Erde sich mit nassem Flaum vereinen,
aus Nichts ins Nichts in einer stillen Elegie.

Ich seh entrückt aus tiefen Wolken Flocken stieben,
im Tanz zu einer viel zu kurzen Partitur,
spür wie sie ihre Illusion von Freiheit lieben
bevor sie schwer vom Dunst die letzten Tränen weinen,
und stumm vergehn im Schein vom Zauber der Natur.

Stiftung Warentest

Ich würde dich so gern probieren,
dich sanft auf Herz und Nieren testen,
würd‘ gar zu gern an dir hantieren,
natürlich nur zu deinem Besten.

Ich möchte dich so gern justieren,
und Funktionalitäten checken,
dich sanft mit feinen Ölen schmieren,
und dein Spezialprogramm entdecken.

Ich möchte dich so gerne starten,
mit allen deinen Möglichkeiten,
kann unsern Test kaum noch erwarten,
Hach, würde mir das Spaß bereiten…

Abschiebung

Auf einem Schreibtisch dümpeln Fakten,
im Meer aus schlecht verleimtem Holz,
aus einem Stapel stummer Akten
steigt Zedernduft von altem Stolz.

Ein Stempel sprengt den Hoffnungsschimmer
ein Aktenblatt wird zum Schafott,
im muffig-dunklen Hinterzimmer
spielt ein Beamter nüchtern Gott.

Das Fallbeil fällt noch viele Stunden
die Staatsräson verlangt Tribut,
und aus noch fernen Zukunftswunden
rinnt tödlich blaues Tintenblut.

Was dann noch lebt, ist nur ein Zittern,
das man in Stahl und Polster zwingt,
bevor aus kalten Zellengittern,
ein letzter Rest von Leben dringt…

Heilung

Wie tief sind mir die kleinen Pfeile,
vom Jäger Schmerz ins Herz gejagt,
und wirken dort wie schwere Keile,
bis dass es mir den Dienst versagt.

Wie wütet dieses Ungeheuer
das jeden Mitgefühls entleert,
in mir wild brennt wie Fegefeuer,
und meine Seele fast verzehrt.

Wie fließt das Gift der letzten Frage,
durch meine Blutbahn ohne Sinn,
und wie verdunkelt es die Tage,
bis ich im tiefsten Winter bin.

Ich weiß den Wert nicht dieser Wunden,
ich seh‘ den Weg nicht aus dem Schmerz,
doch Du machst meine schwersten Stunden,
erträglich, und Du heilst mein Herz…

Gegangen

Oft merkt man erst, wie man vermisst,
wenn jemand fortgegangen ist,
der Dir, statt dass er Glück verheißt,
ein Loch in Deine Seele reißt…

Dann wünschst Du sehnlich, dieses Glück,
es käm‘ alsbald zu Dir zurück,
um dieses Loch gesundzuheilen,
und Dir im Herzen zu verweilen.

Doch zwingt der Schmerz Dich einzusehen,
dass manche gleich für immer gehen,
hast Du sie dumm und unbedacht,
um ihren Mut zu Dir gebracht.

Du kannst nun voller Inbrunst flehen,
sie mögen nicht auf ewig gehen,
doch traurig wird Dir manchmal klar,
dass es wohl doch für immer war…

Ganzes Ziel

Dich zu umarmen,
ist mein ganzes Ziel,
und dich zu halten,
an Glück fast zu viel.

Dich zu berühren,
ist mein Verlangen,
und dich zu begehren,
nimmt mich ganz gefangen.

Dich zu erobern,
mit zärtlichen Händen,
und flatternden Küssen,
das soll niemals enden.

Und mit dir zu schweben,
in den Himmel der Liebe,
es kann mich vollenden,
wenn es ewig so bliebe.

Frage und Antwort

Bin ich deshalb, weil ich denke,
oder denk ich, weil ich bin,
hat das Schicksal, das ich lenke,
am Ende wirklich einen Sinn?

Ist das, was ich als wahr empfinde,
doch nicht viel mehr, als bloßer Schein,
Erkenntnis wie ein Blick durch eine Binde,
und lässt die Welt ein Trugbild sein?

Ist alle Freiheit, die ich lebe,
statt freiem Wille, Illusion,
und schenkt ein Los, in das ich mich ergebe,
mir ohne Kampf den gleichen Lohn?

Ich weiß den Weg nicht aus den Fragen,
wohin das Dasein schließlich trägt,
ich kann nur eine Antwort wagen,
die tief sich in mein Herz mir prägt.

Sind alle Ziele nur Gespenster,
und alle Lebenstüren zu,
so finde ich mein Sonnenfenster,
in dir und deinem ganzen Du.

Du bist das Zentrum meiner Seele,
Du bist mein Weg und auch mein Ziel,
und dass ich dich nicht mehr verfehle,
sei mir kein Schritt für uns zu viel.

Du bist die Sonne meines Lebens,
und bist der Sinn in meinem Sein,
mein Jetzt und Hier, wär ganz vergebens,
lässt Du mich in der Welt allein.

Komm lass uns eine Heimat bauen,
die Antwort und nicht Frage ist,
ich will mit dir nach vorne schauen,
weil Du mein Herz, mein Leben bist…

Du, ja Du, nur Du…

Ein schillernd bunter Regenbogen
strahlt nicht so farbenfroh,
und auch das Meeres kühle Wogen
erfrischen mich nicht so,

die Rose in der schönsten Röte,
hat nicht den feinen Duft,
die meisterlich geschnitzte Flöte
verzaubert nicht die Luft,

des Sommers laue Abendstunden,
wärmen nicht so sehr,
und all die Speisen, die mir munden
erfreuen mich nicht mehr,

die Liebesverse großer Dichter,
rühren mich nicht an,
des nachts die hellen Sternenlichter,
zieh’n mich nicht in den Bann,

und auch der Sonne schönstes Lachen
sowie des Waldes Ruh‘
all das kann mich nicht glücklich machen,
wie Du, ja Du, nur Du…

Die Schreibblockade

Traurig aus dem Fenster schauend,
sitzt ein Dichter Bleistift kauend,
und sucht den reinem Reim auf “reich”,
doch dabei wird sein Bleistift weich.

Darauf schafft sich der arme Mann
ne neue Schreibmaschine an,
und hofft umsonst, das Schreibgerät
schafft neue Kreativität.

Jetzt sitzt er wieder traurig schauend,
doch nunmehr an den Nägeln kauend,
und plant (zwecks Schreibblockadenkur)
Computerkauf (nebst Tastatur)…

Der kleine Pinguin

Weinend saß ein Pinguin
auf einer kalten Scholle,
eine Robbe schwamm dorthin
und drehte eine Rolle.
„Was weinst Du kleiner Pinguin?
Du schaust so traurig aus.
Was reißt dich so zu Tränen hin,
was ist dir so ein Graus?“

Da fragte ihn der Pinguin:
„Was lässt dich in dem Glauben,
dass ich ganz voller Trauer bin,
mir meinen Frieden rauben?“

Da sprach die Robbe: „Pinguin,
es ist nicht nur ein Wähnen.
Auf deinen Wangen – kristallin,
seh ich geeiste Tränen.“

Da lachte unser Pinguin:
„Ach Robbe, das ist fein,
vor Lachen ist mein Schmerz dahin,
Du musst ein Sehhund sein.“

So zeigt der kleine Pinguin,
man kann mit gutem Willen
und einem Witzchen zwischendrin,
manch Tränenflüsse stillen.

Augenweide

Ich lieg auf meiner schönsten Augenweide,
von Frühlingsdüften bittersüß umfangen,
den leisen Wind um wintermüde Wangen,
fühl ich die Lust auf sommerfrohe Heide.

Das Kältegrau, an dem ich fröstelnd leide,
weicht zögernd sehnlich schmerzendem Verlangen,
nach Früchten, die in satten Wipfeln prangen,
und Luft um meine Haut, wie Samt und Seide.

Ich atme Gras, spür warme Erde beben,
es reißt ein tiefes, unbedingtes Müssen,
mich in ein neues, prall gefülltes Leben.

Ein Traum, genährt von nimmermüden Flüssen,
lässt mich in immergrüne Himmel schweben,
und ich will endlich deine Lippen küssen…

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