Ich seh Reime, wenn ich schlafe,
zähl im Traum sie statt der Schafe,
lese sie auf der Toilette,
auf dem Knie in der Gazette.
Reime Verse und Konsorten
wachsen, sprießen allerorten,
selbst in meiner Unterhose
sitzen sie in der Phimose.
Auch in Hämorrhoidenfalten
scheinen sie sich festzuhalten,
und im Duft von Achselschweiß
wohnt ein Reim, wie ich wohl weiß.
In der Wohnung von Regalen
hört man freche Reime prahlen,
aus den Schränken, von den Bänken,
höhnen Reime, mich zu kränken.
In der Wanne, in der Brause,
fühlen Reime sich zu Hause,
springen aus der Blumenvase
ins Gesicht mir auf die Nase.
Sitzen breit auf meinen Stühlen,
treiben tot im Bier, dem kühlen,
liegen auf dem Abendbrot,
doch nicht ganz so mausetot.
Ich seh Reime in den Bäumen,
hör sie in der Brandung schäumen,
riech den Reim in Blüten wohnen,
seh ihn auf den Bergen thronen.
Reime treiben in den Flüssen,
schütten sich aus Regengüssen,
scheinen mich zu allen Zeiten
durch die Jahre zu begleiten.
Reime duften aus den Tannen,
wiegen sich mit gelben Grannen,
sind, gleich einer Pilzkultur,
eine Plage der Natur.
Reime knattern aus Traktoren,
jucken Schweinen in den Ohren.
Mit der Katze um die Scheunen
scheinen leise sie zu streunen.
Bauers Wachhund bei den Ställen
scheint den Reim herauszubellen.
Auf den Weiden allenthalben,
seh ich Rinder Reime kalben,
Kuh macht Muh und Kühe Mühe,
weckt der Reim mich in der Frühe,
lang bevor er in der Nacht,
statt des Schafs, mich müde macht.
Reime schwitzen aus den Stirnen,
treiben Scherze in den Hirnen,
jagen Strom durch Nervenbahnen
knistern in Geschlechtsorganen,
machen Männer aus Proleten,
zu beseelten Herzpoeten,
die die Welt, statt blind zu gehen,
wie mit neuen Augen sehen,
und die Frau, trotz ihrer Makel
wortreich preisen, welch Debakel,
weil aufs Weib, welch Hinterlist,
gar kein Reim zu machen ist.
Bitte höre doch nicht auf,
setz´noch ein paar Reime drauf.
Stundenlang kann ich genießen
wenn die Reime lustig sprießen.
Also, mir war´s nicht zu lang. Habe es gern gelesen und irgendwie hat es mich an die Zeit erinnert, da mir wirklich von früh bis abends Reime im Kopf herum gespukt haben.
Liebe Grüße
Anita
Liebe Viola, ich hab in den Himmel geschaut, die Bibel durchforstet, bin in Flüsse getaucht, hab Berge erklommen und habe das Orakel von Delphi befragt: und nirgendwo habe ich eine verbindliche Vorschrift gefunden, wie lang ein Gedicht zu sein hat. Ich wollte es so lang, und habe die Länge als Stilmittel gewählt – sie ist Absicht und kein Fehler. Mann kann ja kaum erwarten, dass alles allen gefällt. Aber natürlich freue ich mich über deine Meinung, die natürlich die gleiche Berechtigung hat, wie jedes auch noch so kleine Blümelein auf unserem Erdenball. Liebe Grüße – Thomas
zu lang. pägnant und treffend soll es sein.
das/gedicht/ist/ die/strafe/ der/sprache
komprimiere alles auf das wesentliche.
inhaltlich: völlig i.o. – gut