Gedichte gegen das Alltagsgrau...

Schlagwort: Herz

Wo sie liegen soll

Wo sie jetzt liegen soll,
da liegt sie nicht,
wo sie jetzt sein soll, klafft ein Loch.
Ein Nichts bricht aus,
mit kalter Leere voll,
schluckt alles warme Licht.

Doch hier im leeren Haus,
da spüre ich ihr Dasein noch.

Wo sie jetzt liegen soll,
da liegt sie doch,
wo sie jetzt sein soll, ist ihr Ort.
Mein Herz läuft aus,
doch ist mit Liebe voll –
und schlägt trotz Schmerzen noch.

Sie ist nur aus dem Haus,
und nicht aus meiner Mitte fort…

Prämissen

(m)

Deine Brust ist Brust der Brüste,
deine Augen sind Idee,
Du bist meine Lust der Lüste,
deine Haut ist Haut per se.

Deine Lippen sind nicht Lippen
unter Lippen, sind Prinzip,
auch dein Herzherz in den Rippen
ist gewiss kein Partizip.

Schüre meine Triebestriebe,
zeige mir dein Lichtgesicht,
Schenk mir deine Liebeliebe,
und Du wirst geehelicht.

(w)

Sag, was soll ich mit Gedichten,
Worte sind nur schöner Schein,
Sex scheint von den Ehepflichten,
dir die wichtigste zu sein.

Ach, ich weiß grad nichts zu sagen,
was nutzt mir der feinste Reim,
willst Du nicht den Einkauf tragen,
hoch ins Wolkenkuckucksheim.

Scheinbar sind dir wohl die Lenden
Alpha, wie mir Omega,
hilf im Haushalt mit den Händen,
dann sag ich womöglich ja.

Herztausch

Mein Herz hab ich in deiner Brust vergessen,
als ich vor kurzem bei dir küssen war.
Ich Narr, hab mich wohl selbst an dir gefressen,
und fand das Essen wirklich wunderbar.

Von ihm beschirmt, so bin ich dir begegnet,
fand es vertraut bei dir und tröstlich warm.
Als ich dann ging, hat’s draußen nicht geregnet,
nun klafft ein Loch mir rechts vom linken Arm.

„Du gingst…“, hör ich im Pulstakt deiner Schritte,
„zu schnell durch meine Seelenpendeltür.“,
drückst mir dein Herz ins Nichts links meiner Mitte
und strahlst: „Das ist der beste Platz dafür.“

Der Philanthrop

Es war einmal ein Philanthrop,
der kaufte sich ein Stethoskop,
das Herz des Menschen zu ergründen
und dessen guten Kern zu finden.

Doch er sah schnell und schmerzlich ein,
es reicht nicht Philanthrop zu sein.
Er wählt ein neues Studium
und schult zum Geologen um.

Partnerbörse

Manch Mann, der eine Frau anhimmelt,
wird schnöde von ihr abgewimmelt,
so dass er, wenn er häufig scheitert,
im Web sein Jagdrevier erweitert.

Dort jagt er duldsam und behände
östrogene Restbestände,
und hofft, bei meist betagten Gütern,
auf’s Schnäppchen unter Ladenhütern.

Doch die vom Land hat Cellulite,
und ist auch sonst kaum Aphrodite,
derweil die Schöne aus der Stadt
Haare auf den Zähnen hat.

Und eine (sieht nach Hexe aus),
mit einem kleinen Kind zuhaus,
zieht seiner hohen Denkerstirn
ein Sixpack vor, mit Erbsenhirn.

Er merkt schon bald, die Onlinewelt
verspricht viel mehr, als sie dann hält,
zumal die Frauen weder blind
noch einsam, blöd und wahllos sind.

Denn er, in seiner Live-Version,
wirkt kaum wie der Adonis-Klon,
als den er sich, voll selbstverliebt,
mit Nick, Profil und Bild ausgibt.

So stellt er fest, das Internet
erhöht die Chance auf’s Tete a tete,
doch zählen, nebst Bescheidenheit,
in Wahrheit Charme und Ehrlichkeit.

Wir

Vorbei sind nun die schönen Tage,
verflossen ist die kurze Zeit,
geneigt hat sich des Schicksals Waage,
wir sind zu allem nun bereit.

Doch droht der frischen, starken Pflanze,
durch schwarzes Drohn am Firmament,
dass sie noch jung, noch als Romanze
in Sturmgebraus und Blitz verbrennt.

So wollen unsre Angst wir nehmen,
als Zeichen für das große Glück.
Sie macht uns weit, statt uns zu lähmen
und gibt sich uns als Kraft zurück.

Wir haben Hingabe erfahren,
sie war natürlich uns und klar,
kann uns im Schmerz der Welt bewahren
vor jeder Krise und Gefahr.

Wir sind gesprungen und wir schweben
und halten uns mit fester Hand;
besiegt der Zweifel durch das Leben,
sind Furcht und Misstraun nun gebannt.

Noch brennen in uns schwere Fragen,
wohin das Lebensglück uns treibt.
Es ruft uns an: “nicht zaudern, wagen!“
Damit die große Liebe bleibt.

Ich lieb Dich mehr als alle Habe,
als alles Gut auf dieser Welt
und weiß, dass Deine Liebesgabe
mir sternengleich die Nacht erhellt.

Vor uns da liegen schöne Tage
und eine wunderbare Zeit.
Wir sind uns Antwort auf die Frage
nach Liebesglück und Seligkeit.

Drum süße Schwermut, wanke, weiche!
der allergrößten Leichtigkeit,
mach Raum für eine sehnsuchtsreiche
Liebe – tief und federleicht…

Herzfeuer

Wenn Dein Herz in Flammen steht
und brennt wie wenn die Welt vergeht,
dann ist dem Herz Dein Tränenfließen
wie es mit Öl zu übergießen.

Wenn Du es früh im Keim erstickst                       
kaum dass sein Lodern zu erblickst, 
dann bleibt es in Dir ewiglich,
als schmerzend heißer Flammenstich.

Drum lass es brennen voller Kraft,                          
verzehrend, heiß, voll Leidenschaft,                           
zuletzt bleibt dir in warmer Glut,                                   
ein kleines Licht voll Lebensmut.

Bumm, Bumm, Bumm

Mein Herz schlägt laut und kräftig,
bumm, bumm, bumm, ganz aufgeregt,
mein Blut pulst schnell und heftig,
und meine Stimme ist belegt.

Geplagt von Unrast atme ich,
ungleichmäßig, abgehackt,
in meinem Bauch brummt’s fürchterlich,
mein Herz schlägt einen Trommeltakt.

Nur Du kannst mich erretten,
von sehnsuchtsüßem Seelentod,
willst Du Dich zu mir betten,
kommt mit Dir meine Welt ins Lot…

Das Ich

Das Ich als archimedisch kleinen Punkt begreifen,
aus dem sich spinnwebartig Herz und Seele speisen,
ist wie im Traum zu fernen Transzendenzen schweifen,
die dann im Akt gebündelt wieder heimwärts weisen,

und kaum gefasst, schon wieder tief ins Nichts entgleiten,
als könne man die Haut der Wahrheit sanft nur streifen,
auf schmalen Grat von Ahnung und Erkenntnis reiten
in immer wieder gleich geformten Endlosschleifen.

Doch will es sich, wie ein Gespenst, nicht greifen lassen,
sich stets dem starken Willen der Vernunft entziehen,
so spürst Du, es ist Punkt und auch zugleich Umfassen,
das Seelen nährt, umarmt, um wieder sie zu fliehen,

als wohnten Herz und Geist in fruchtbaren Gefilden
die nur aus ihm, und in ihm das Bewusstsein bilden.

 

Herz-Raum-Zeit

In falschem Rhythmus tickt die Zeit,
will stur nicht in die Zukunft geh’n,
der Weg zu Dir wird schmerzvoll weit,
wenn sich die Zeiger rückwärts dreh’n

Ein Lichtjahr wird aus großer Nähe,
wenn sich der Raum ins Gestern krümmt,
aus meinem Wunsch, dass ich Dich sähe,
wird Schmerz, der mir den Atem nimmt.

Ein schwarzes Loch frisst meine Seele,
bleibst Du noch lange mir verwehrt,
die Sehnsucht schnürt mir meine Kehle,
bis leidvoll sie mein Herz versehrt.

Ich will mir eine Sanduhr stehlen,
und dreh die Zeit ganz einfach um,
damit wir uns nicht mehr verfehlen,
im Herz-Raum-Zeit-Kontinuum.

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